Europas Währungshüter halten sich mit weiteren Hinweisen auf ein Ende der Geldflut zurück. Zunächst bleibt der Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) unverändert, wie die Notenbank am Donnerstag nach einer Sitzung des EZB-Rates in Frankfurt mitteilte.

Den Leitzins im Euroraum hält die Zentralbank auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Parken Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank, kostet das die Institute weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen. Zudem steckt die EZB noch bis mindestens Ende Dezember 2017 Monat für Monat 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen. Diesen Kurs bekräftigte das höchste Entscheidungsgremium der EZB. Die EZB hält sich weiterhin auch die Möglichkeit einer Anhebung des Volumens ihrer milliardenschweren monatlichen Wertpapierkäufe offen.

Beobachter hofften, dass Notenbank-Präsident Mario Draghi am Nachmittag zumindest Andeutungen zu einem Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik machen würde. Anfang Juni hatte die EZB erste vorsichtige Hinweise gegeben: Die Wachstumsrisiken für den Euroraum seien "weitgehend ausgeglichen" statt "abwärtsgerichtet", sagte Draghi. Zudem strich die EZB die Passage zu möglichen weiteren Zinssenkungen.

Diskussionen im Herbst

Die Europäische Zentralbank (EZB) überprüft ihre umstrittenen Anleihenkäufe und wird voraussichtlich im Oktober dazu Entscheidungen fällen. Die Fachleute der Notenbank sollten zunächst Vorschläge für mögliche Optionen machen, sagte EZB-Präsident Draghi.

Die Währungshüter haben laut dem Italiener auf der jüngsten Ratssitzung bereits über die Dauer der Käufe und den monatlichen Umfang gesprochen. Bei der Diskussion sei es um das Für und Wider verschiedener Szenarien gegangen. Die Debatte sei noch in einem sehr frühen Stadium. "Der Großteil der Entscheidungen" werde wahrscheinlich erst im nächsten Monat getroffen.

Das auf 2,28 Billionen Euro angelegten Wertpapier-Kaufprogramm ist momentan das schärfste Schwert der Währungshüter im Kampf gegen eine aus ihrer Sicht nach wie vor zu schwache Inflation. Die Käufe sollen noch bis Ende 2017 laufen. Da die Wirtschaftserholung im Euroraum immer mehr um sich greift, rechnen viele Experten damit, dass die EZB die Transaktionen von aktuell monatlich 60 Mrd. Euro ab Jänner zurückfährt. Dies wäre ein Zeichen, dass sich die Zeit der ultra-lockeren Geldpolitik langsam dem Ende nähert.

Mit viel billigem Geld versucht die EZB seit Jahren, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und zugleich die Teuerung anzuheizen. Angestrebt wird Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben - das würde die Konjunktur abwürgen. Im August lagen die Verbraucherpreise im Euroraum um 1,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Kerninflation, die Energie und Lebensmittel außen vor lässt, blieb bei 1,2 Prozent.

Druck auf Währungshüter

Weil die Zeiten einer Inflationsrate nahe null vorerst vorbei sind und die Konjunktur im Euroraum wieder besser läuft, wuchs in den vergangenen Monaten der Druck auf die Währungshüter, ihren Anti-Krisen-Kurs zu beenden. Sparer bekommen kaum noch Zinsen, Banken tun sich mit dem Geldverdienen schwer. Allerdings profitieren auf der anderen Seite Kreditnehmer von günstigen Konditionen.

Erschwert wird das weitere Vorgehen der EZB durch die jüngste Aufwertung des Euro: Das Erstarken der Gemeinschaftswährung verteuert Produkte europäischer Firmen auf den Weltmärkten tendenziell. Das könnte in der Folge die Exporte aus dem Euroraum und damit das hiesige Wirtschaftswachstum dämpfen. Zugleich werden Einfuhren aus anderen Währungsräumen günstiger, was die Inflation drückt.