Im Ringen um die insolvente Air Berlin herrscht gespanntes Warten, wie es für deren Österreichtochter Niki weiter geht. Den Insolvenzverwaltern in Berlin bereitet nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" die Frage Sorge, ob es weiterhin gelingt, einen eigenen Insolvenzantrag von Niki zu vermeiden. Dieses würde den Verkauf der Tochtergesellschaft erschweren.
An Niki sei angeblich nicht nur die Lufthansa interessiert, sondern auch Condor, und zwar auch dann, wenn sie nur für Teile von Air Berlin ausgewählt wird, schreibt die Zeitung. Bei Condor würde Niki mit der eigenen Flotte von 17 Airbus A321 gut das europäische Streckennetz zu Ferienzielen ergänzen, heißt es.
Condor soll am Gesamtunternehmen Air Berlin interessiert sein. Unklar sei aber, wie der hoch verschuldete Thomas-Cook-Konzern den Zukauf und die anschließende Sanierung finanzieren wolle, so das Blatt. Auch bei Condor laufe nach Verlusten im vergangenen Jahr ein Sparprogramm mit Jobabbau.
Niki Lauda prüft die Bücher
Niki-Gründer Niki Lauda hat ebenfalls Interesse an einem Rückkauf der österreichischen Air-Berlin-Tochter deponiert. Er prüft gerade die Bücher, hat er in den letzten Tagen mehrfach erklärt.
Bisher hat nur die deutsche AUA-Mutter Lufthansa - die insgesamt als aussichtsreichster Kandidat für weite Teile der Air Berlin gilt - ein Angebot für Niki abgegeben. Für Air-Berlin-Teile wird auch Easyjet als Bieter gehandelt.
Mögliche Investoren haben noch bis zum 15. September Zeit, Angebote einzureichen. Der Air-Berlin-Gläubigerausschuss tagt laut deutschen Medieninformationen erst wieder am 21. September, soll dann aber möglichst schon entscheiden, welche Interessenten den Zuschlag für welche Teile des Unternehmens bekommen.
Zwei Interessenten sind abgesprungen
In den vergangenen zwei Tagen ist der Kreis der Kaufinteressenten für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin geschrumpft. Nach Ryanair hat sich auch der Unternehmer Rudolf Wöhrl aus dem Rennen genommen.
Nach einem Bericht der Zeitung "Die Welt" ruft die wachsende Unsicherheit über die Zukunft der Air Berlin jetzt auch die Gewerkschaften und Mitarbeitervertreter auf den Plan. Heute, Freitag, Abend will die Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL) gemeinsam mit der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO) vor dem Roten Rathaus in Berlin gegen den Ablauf des Bieterverfahrens protestieren. Die Mitarbeiter hätten es nicht verdient, "ans Messer eines politisch und wirtschaftlich verworrenen Übernahmepokers geliefert zu werden", hieß es im Aufruf.
Der von der deutschen Regierung zugesagte Überbrückungskredit für die insolvente Fluglinie ist immer noch nicht überwiesen. "Derzeit läuft die technische Umsetzung für die Auszahlung des Kredits. Alles verläuft planmäßig, der Kredit steht", sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Freitag zu Reuters. Der von der staatlichen Förderbank KfW geplante Kredit soll vom deutschen Bund abgesichert werden. Ziel der Staatsgarantie ist es, den Flugbetrieb der Airline solange sicherzustellen, bis die Gespräche von Air Berlin mit Interessenten für Teile des Unternehmens abgeschlossen sind. Ohne den staatlich verbürgten Kredit über 150 Mio. Euro hätte Air Berlin den Flugbetrieb einstellen müssen.