1. Spätestens seit Ausbruch des Dieselskandals gibt es Kritik an den Abgastests. Ab heute gelten europaweit gleich zwei neue Methoden. Was ändert sich?
Der neue WLTP-Test auf dem Rollenstand simuliert eine doppelt so lange Fahrt wie bisher, mit mehr Beschleunigungen, mehr Tempo – viel realitätsnäher. WLTP steht übrigens für „Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure“ und meint einen international einheitlichen Standard für Abgas-Labortests. Zum ersten Mal wird diese Messung auf dem Prüfstand aber auch durch eine Messung direkt auf der Straße ergänzt.
2. Wie verläuft die Messung auf der Straße?
Bei diesen sogenannten RDE-Tests (RDE steht für „Real Driving Emissions“ und meint Abgastests auf der Straße) muss kein fester Fahrzyklus eingehalten werden, der Tester kann jede Strecke fahren, Beschleunigung, Außentemperatur, Windverhältnisse und Verkehrslage sind beliebig. Zur Messung werden mobile Apparate am Auspuff montiert. Für sämtliche Neuzulassungen ist der neue Labortest dann ab
September 2018, der Straßentest ab September 2019 vorgeschrieben.
3. Gelten dann auch neue Grenzwerte?
Ja. Bisher schrieb der Gesetzgeber Grenzwerte nur für den Labortest vor. Demnach darf ein Auto höchstens 80
Milligramm Stickoxid je Kilometer ausstoßen. Mit dem neuen Testverfahren wird es künftig aber auch einen Grenzwert für die Straße geben: Das Auto darf im neuen RDE-Test höchstens 168 Milligramm Stickoxid ausstoßen, ab 2020 nur noch 120 Milligramm.
4. Was bedeutet das für Autofahrer?
Auf Neuwagenkäufer in Deutschland könnten ab September 2018 höhere Abgaben zukommen, da dort die Kfz-Steuer am CO2-Ausstoß hängt. Das neue Verfahren für Abgastests wird bei Messungen zu höheren CO2-Werten führen. In Österreich hängt dagegen nur die Höhe der einmalig zu entrichtenden Normverbrauchsabgabe (NoVA) am CO2-Ausstoß. Für die Kfz-Steuer gelten andere Bemessungsgrundlagen (Hubraum bei Krafträdern; die Leistung des Verbrennungsmotors bei Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen; das höchst zulässige Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen). Für die NoVA gibt es eine Übergangslösung: Bis inklusive 2019 wird sie anhand des bisherigen Testverfahrens errechnet, das hat das Finanzministerium zugesichert, so der ÖAMTC. Neuwagenkäufe werden also noch nicht sofort teurer. Doch auch der Sachbezug bei Dienstfahrzeugen hängen von CO2-Emissionen bei der Typisierung ab.
5. Was war schlecht an den bisherigen Tests?
Es wurde immer wieder kritisiert, dass die Bedigungen auf dem Prüfstand unrealistische Ergebnisse zutage fördert. Verbrauch und Emissionen fielen auf der Straße viel höher aus als auf dem Prüfstand. Vor allem bei Dieselautos wurden beim Stickoxid-Ausstoß enorme Differenzen festgestellt.
6. Sind die Messwerte im Labor und auf der Straße jetzt identisch?
Nein. Fahrweise, Verkehrsfluss und Wetter beeinflussen Verbrauch und Emissionen stark, erklärt der ADAC. Die Fahrweise hat dabei den größten Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch und kann zu Aufschlägen von bis zu 20 Prozent führen. Aber die Messwerte der neuen Tests seien viel näher am Alltag.
7. Gibt es neue Umstiegsprämien?
Ja. Österreichs Autoimporteure fördern jetzt beispielsweise den Umstieg auf Gasautos mit bis zu 8500 Euro. Aktuell bieten die Hersteller 48 verschiedene Modelle von Pkw, Nutzfahrzeugen, Autobussen und Lkw an. Knapp 12.000 Erdgasfahrzeuge wurden in den letzten Jahren neu zugelassen.