"Wir wären sehr froh, ein Gebot für die gesamte Air Berlin abzugeben", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. Doch habe Ryanair keinen Zugang zum Datenraum mit Wirtschaftsdaten von Air Berlin.
Deshalb wisse Ryanair nicht, wie viel Restrukturierung notwendig sei oder wie viel Geld die Airline verliere - und warum. Ein Sprecher von Air Berlin erklärte dagegen, die Fluggesellschaft sei offen für Partnerschaften. Das gelte für alle Interessenten. "Herr O"Leary ist herzlich eingeladen, uns bei der Rettung von Arbeitsplätzen zu helfen." Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann erklärte gegenüber dem "Handelsblatt", seit Ende Mai/Anfang Juni sei der Datenraum allen Interessenten zugänglich. Mehr als zehn Unternehmen hätten sich bereits informiert.
O'Leary vermutet "abgekartetes Spiel"
Der Ryanair-Chef kritisierte erneut, dass Air Berlin bereits mit der Lufthansa verhandle und die Kranich-Linie in einem "abgekarteten Spiel" gestärkt werden solle. "Was wird übrig bleiben, wenn die Lufthansa ihre Diskussionen abgeschlossen hat?", sagte der Ire. Er brauche Informationen über Leasing- und Tarifverträge sowie über die Vereinbarungen mit den Flughäfen, ehe er den Sanierungsbedarf ermitteln könne. Eine Sprecherin von Ryanair ergänzte, Air Berlin habe erst im August Insolvenz angemeldet. Von der Öffnung des Datenraumes im Mai habe niemand etwas mitbekommen, das sei überholt. O'Leary zufolge würde Ryanair im Fall einer Übernahme die Airbus-Maschinen von Air Berlin behalten, obwohl der Billigflieger bisher ausschließlich Flugzeuge von Boeing einsetzt.
Die nach Passagierzahlen größte Fluggesellschaft Europas will nach Worten O'Learys als Marktführer eine Rolle in der Konsolidierung der Luftfahrtbranche spielen. So hatte Ryanair im Juli erklärt, ein "unverbindliches" Angebot zum Kauf der angeschlagenen italienischen Fluglinie Alitalia abgegeben zu haben. In fünf Jahren seien voraussichtlich nur noch vier oder fünf große Fluggesellschaften in Europa übrig, prophezeite O'Leary - neben Ryanair und Lufthansa noch Air France-KLM, die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG und womöglich Easyjet.