Im Rennen um die Spitzenposition beim autonomen Fahren schließt sich Fiat Chrysler dem Bündnis von BMW, Intel und Mobileye an. Der italienisch-amerikanische Hersteller, zu dem auch Marken wie Jeep und Maserati gehören, stoße als erster Autobauer dazu, teilten die Konzerne am Mittwoch mit. Eine entsprechende Absichtserklärung sei unterzeichnet worden.
Die Unternehmen wollen gemeinsam schneller und günstiger entwickeln. "Um die Technologie des autonomen Fahrens voranzubringen, sind Partnerschaften zwischen Autobauern, Technologieanbietern und Zulieferern unerlässlich", sagte Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne. Kooperationen zu diesem Zukunftsthema sind in der Branche an der Tagesordnung, denn die Forschung verschlingt Milliarden.
Offene Plattform
BMW, der US-Chipriese Intel und der israelische Kameratechnik-Spezialist Mobileye, den die Amerikaner inzwischen übernommen haben, hatten im Sommer 2016 eine Plattform für das automatisierte Fahren ins Leben gerufen und ausdrücklich andere Unternehmen zur Beteiligung eingeladen. Vor Kurzem war der Zulieferer Continental eingestiegen, der US-Zulieferer Delphi ist ebenfalls an Bord. "Wir führen weitere Gespräche", sagte ein BMW-Sprecher auf die Frage nach möglichen weiteren Neuzugängen, nannte aber keine Details. Die Münchnern haben selbstfahrende Autos bis 2021 angekündigt, an denen sie mit ihren Partnern arbeiten.
Fiat Chrysler (FCA) bringe in die Kooperation neben Entwicklungskapazität auch Verkaufsstärke, weltweite Absatzverteilung und langjährige Erfahrung in Nordamerika ein, hieß es in der Mitteilung weiter. Finanzielle Details blieben offen. Der italienisch-amerikanische Autobauer verkaufte 2016 weltweit rund 4,5 Millionen Fahrzeuge, BMW kam - zusammen mit den Marken Mini und Rolls-Royce - auf 2,4 Millionen. Schlüssel zum Erfolg seien Exzellenz in der Entwicklung und die Fähigkeit, die Technik in großen Stückzahlen einzusetzen, sagte BMW-Chef Harald Krüger. Mit FCA verstärke die Allianz ihre Bemühungen, die wichtigste Plattform für selbstfahrende Autos zu schaffen. Dass Fiat Chrysler auch mit dem Google-Ableger Waymo am autonomen Fahren tüftelt, stört die Bayern nicht, da sie das eigene Konzept für breiter aufgestellt halten. BMW und Fiat hatten 2008 schon einmal einen Anlauf zur Zusammenarbeit unternommen: Die beiden Hersteller wollten damals bei Kleinwagen kooperieren, die Münchner entschieden sich dann aber anders.
Eigener Campus in München
Um die Technologie des autonomen Fahrens voranzutreiben, sollen Ingenieure von BMW, Intel, Mobileye und FCA in Deutschland und an den jeweiligen Firmenstandorten zusammenarbeiten. BMW schafft dafür derzeit in Unterschleißheim bei München einen eigenen Campus für mehr als 2000 Forscher und Entwickler. Zudem laufen in der bayerischen Landeshauptstadt, in Städten in Kalifornien und in Jerusalem Tests mit autonom fahrenden Versuchsfahrzeugen, weitere Städte sollen folgen. In den computergesteuerten Autos sitzt jeweils ein trainierter Testfahrer, der bei Bedarf eingreifen und den Wagen per Hand lenken kann. Zur Sicherheit folgt ein weiteres Fahrzeug.
Insidern zufolge denkt BMW über ein Testcenter für autonome Autos in Tschechien nach; eine Entscheidung wird im Herbst erwartet. Derzeit hat der Autobauer drei große Erprobungsgelände: eines in der Nähe seines Stammsitzes in München, ein weiteres in Südfrankreich und ein drittes in Nordschweden. Auf vielen Werksgeländen gibt es zusätzlich kleinere Strecken für Tests.
Das autonome Fahren gilt als Schlüsseltechnologie für die Mobilität der Zukunft, Entwicklung und Umsetzung sind aber so teuer, dass die Konzerne noch lange draufzahlen werden. Und wie viel Geld sich irgendwann damit verdienen lässt, ist unklar. Der Beratungsfirma Frost & Sullivan zufolge dürften autonome Fahrzeuge in Europa bis 2030 lediglich auf einen Marktanteil von zehn bis 15 Prozent kommen. Mehr Chancen werden selbstfahrenden Taxis eingeräumt. Alle großen Hersteller liefern sich ein Wettrennen auf diesem Feld - Partnerschaften, oft auch mit IT-Konzernen und Lieferanten, sind an der Tagesordnung. BMW-Konkurrent Daimler kündigte etwa im April an, mit seinem Zulieferer Bosch bis Anfang des kommenden Jahrzehnts entsprechende Fahrzeuge auf den Markt zu bringen.