Der wärmste März und der zweitwärmste Juni in der 251-jährigen österreichischen Messgeschichte und zahlreiche Hitzetage führen heuer zu einer schlechten Getreideernte in Österreich.
Die Agrarmarkt Austria prognostiziert für 2017 eine Getreideproduktion (ohne Mais) in Österreich von 2,78 Millionen Tonnen. Das sind elf Prozent unter dem Fünf-Jahresdurchschnitt. Gegenüber der Rekordernte 2016 ist das ein Rückgang von 22 Prozent. Inklusive Mais soll die Ernte heuer bei 4,7 Millionen Tonnen liegen. Das wären acht Prozent unter dem Fünf-Jahresdurchschnitt und 18 Prozent unter 2016.
"Es war ein Jahr zwischen Hoffen und Bangen", sagt der burgenländische Landwirtschaftskammerpräsident Franz Stefan Hautzinger. Für die Getreidebauern werde es aufgrund der "kleinen, aber feinen Ernte" finanziell "sehr eng", der Deckungsbeitrag liege"bei plus minus Null". Die Agrarförderungen seien heuer besonders wichtig.
Import/Export
Bei einem wachsenden Inlandsverbrauch in Österreich erhöht sich der Importnettobedarf auf voraussichtlich 1,4 Millionen Tonnen, so AMA-Vorstandsvorsitzender Günter Griesmayr. Österreich importiert Getreide vor allem aus Ungarn, der Slowakei und Tschechien. Exportiert wird nach Italien und Deutschland.
Der jährliche Getreideverbrauch inklusive Mais liegt in Österreich bei rund sechs Millionen Tonnen. Davon wird 51 Prozent als Futtergetreide verwendet, 23 Prozent in der Stärkeproduktion, zwölf Prozent in Mühlen, elf Prozent in der Ethanolproduktion und drei Prozent im Saatgutbereich.
Die österreichische Getreideanbaufläche beträgt im Jahr 2017 rund 557.000 Hektar und schrumpfte gegenüber dem Vorjahr um 23.000 Hektar auf ein Rekordtief.
Warenterminbörse
Die heimischen Getreidebauern müssen trotz geringerer Erntemenge in Österreich mit relativ niedrigen Getreidepreisen rechnen. Die Getreidepreise werden auf den Weltmärkten bestimmt, der von hohen Lagerständen und einer guten Welternte geprägt ist. Ausschlaggebend für den europäischen Getreidemarkt ist die Pariser Warenterminbörse Euronext. Dort kostet eine Tonne Weizen aktuell rund 161 Euro. In den vergangenen Jahren hat der Weizenpreis eine Berg- und Talfahrt erlebt und pendelte zwischen 140 und 280 Euro. Eine schlechte Ernte in einem großen Anbaugebiet - etwa USA, Russland oder Ukraine - kann den Weltmarktpreis für Getreide aber schnell wieder in die Höhe schießen lassen.