Wien kämpft mit mehr als 20 anderen Städten, um der neue Standort für die EU-Bankenaufsicht (EBA) oder die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zu werden. Das teilte am Dienstag die EU-Kommission offiziell mit. Demnach gaben 19 Städte eine Bewerbung für die Arzneimittelbehörde ab. Acht Städte wollen künftig die Bankenaufsicht beherbergen.
Die EBA und die EMA müssen wegen des EU-Austritts von Großbritannien in andere Mitgliedstaaten umziehen. Montag war der letzte Tag vor der Bewerbungsfrist. Österreich hat sich um beide Agenturen beworben, wobei die Chancen für die EMA in Wien weitaus besser stehen sollen. Jedes Land kann aber nur eine der Behörden bekommen.
In dem nun beginnenden Auswahlverfahren werden zunächst Experten der EU-Kommission alle Bewerberstandorte nach sechs Kriterien bewerten. Zu diesen gehören unter anderem die Arbeitsbedingungen, die Verkehrsanbindung, die bisherige Zahl der EU-Agenturen und die Möglichkeit eines schnellen und problemlosen Umzugs.
Konferenzen und Expertenveranstaltungen
Bis September sollten die Experten zu einer Bewertung kommen. Im Oktober soll dann auf Ebene der Europaminister eine politische Diskussion auf Basis der Kommissionsbewertung stattfinden. Noch im selben Monat wird der EU-Gipfel über den Verlauf der Debatte informiert. Im November stimmen dann die Europaminister ab.
Wer den Zuschlag erhält, kann auf immense Zusatzeinnahmen hoffen. Die EMA und die EBA richten jährlich Hunderte Konferenzen und Veranstaltungen mit Experten aus aller Welt aus. Zuletzt sorgten beide Agenturen in London für rund 39.000 zusätzliche Hotelübernachtungen pro Jahr.
Hinzu kommt, dass mit den Agenturen auch die meisten hoch qualifizierten Mitarbeiter umziehen dürften. Die Arzneimittelagentur EMA beschäftigte zuletzt immerhin rund 900 Menschen, die Bankenaufsicht EBA kam auf knapp 200.
Neben Wien haben sich für die EMA auch Amsterdam (Niederlande), Athen (Griechenland), Barcelona (Spanien), Bonn (Deutschland), Bratislava (Slowakei), Brüssel (Belgien), Bukarest (Rumänien), Kopenhagen (Dänemark), Dublin (Irland), Helsinki (Finnland), Lille (Frankreich), Mailand (Italien), Porto (Portugal), Sofia (Bulgarien), Stockholm (Schweden), Valletta (Malta), Warschau (Polen) und Zagreb (Kroatien) beworben.
Für die EBA gehen neben Wien ebenfalls Brüssel, Dublin, Frankfurt/Main, Paris, Prag, Luxemburg und Warschau ins Rennen. Insgesamt bewerben sich somit 23 Städte um die beiden EU-Agenturen.