Bis ein Wasser zum Mineralwasser wird, dauert es meist sehr lange. Viele Jahre macht sich Regenwasser auf den Weg in die Tiefe, sickert durch verschiedenste Erd- und Gesteinsschichten und nimmt dort unterschiedlichste Mineralstoffe und Spurenelemente auf, bevor es von Pumpen ans Tageslicht befördert wird.
Umso kurzfristiger trifft es die Branche dafür, wenn – wie jetzt – eine Hitzeperiode ins Land zieht. Steigt die Temperatur auf über 30 Grad, klettern auch die Umsätze der Produzenten rasant nach oben. Im Vergleich zu normalen Sommertagen steigen die Absätze in heißen Zeiten um „30 Prozent“, erklärt etwa Peterquelle-Chef Gerald Doleschel.
Auch beim österreichischen Marktführer Vöslauer (40 Prozent Marktanteil) ist man auf die Hitzewelle gut vorbereitet, die Abfüllungen laufen auf Hochtouren. „An heißen Tagen füllen wir bis zu 1,6 Millionen Liter Mineralwasser pro Tag ab, das sind rund 50 Prozent mehr als an Wintertagen“, bemüht Vorstand Alfred Hudler einen weiteren Vergleich.
Von der Bedeutung des Thermometers zeugt auch der in der Branche gängige Begriff des „Mineralwasser-Wetters“, der zur Anwendung kommt, wenn die Temperaturen mehr als 30 Grad betragen. Für die Konkurrenz am Durstlöscher-Markt sind das fordernde Zeiten. Bier etwa verliert in diesen meteorologischen Sphären schnell an Bedeutung. Insgesamt sind Frühling und Sommer für Österreichs Mineralwasser-Spezialisten naturgemäß die wichtigsten Monate. „Zwei Drittel des Jahresumsatzes“ würde Peterquelle laut Gerald Doleschel von Mai bis Anfang September erzielen.
Gefragt ist das Wasser aus 30 heimischen Quellen zunehmend auch im Ausland. Insgesamt exportierten die Hersteller 2016 knapp 103 Millionen Liter Mineralwasser – ein Jahr davor waren es noch 82,8 Millionen Liter. Neue Märkte werden sukzessive erschlossen, bei Peterquelle sollen Balkanstaaten den Umsatz in den kommenden Jahren kräftig in die Höhe treiben. Pläne für eine neue Lagerhalle und eine neue Abfüllanlage sind auch deswegen bereits weit gediehen.
In Bewegung ist indes auch der Heimmarkt. Während etwa der Absatz von prickelndem Mineralwasser 2016 um fünf Prozent zurückging, legte der Absatz von stillem Mineralwasser um drei Prozent zu. Gefragt sind zudem kleinere Flaschengrößen, in Sachen Geschmacksrichtung liegen in Österreich weniger süße (zuckerarme) und natürliche Sorten im Trend.
Übrigens: Die allgemeine Empfehlung des Gesundheitsministeriums an Erwachsene lautet, an „normalen Tagen“ 2,5 Liter Flüssigkeit zu trinken. Weil der Flüssigkeits- und Mineralstoffbedarf an Hitzetagen erhöht ist, kann sich dieser Wert an Tagen wie den kommenden durchaus verdoppeln.