Die Produktionsgewerkschaft Pro Ge nimmt die steirischen Landwirte ins Visier. Sie sollen Erntehelfer aus Osteuropa mit Dumping-Löhnen abspeisen, lautet der Vorwurf. Zwar gelte der kollektivvertragliche Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde, allerdings sehe die Realität oft anders aus.
Laut ORF kritisiert die Gewerkschaft, dass für die Quartiere oft mehr abgezogen werde, als vertraglich vereinbart. Auch Überstunden würden kaum ausgezahlt. Im Schnitt gehen die Arbeitervertreter von Löhnen zwischen 2,50 und 4,50 Euro aus. Das Problem: Laut Gewerkschaft würden die Arbeiter aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien würde das stillschweigend akzeptieren, um den Job nicht zu verlieren.
"In der Steiermark vertreten wir gerade acht Fälle", sagt der Steirische Pro-Ge-Landessekretär Hubert Holzapfel im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Österreichweit sei es in den letzten Monaten zu einer Häufung gekommen. Über 50 Fälle seien inzwischen aktenkundig. Deshalb werde nun auch intensiver darauf aufmerksam gemacht. "Mit dem Wahlkampf hat das allerdings nichts zu tun", versichert Holzapfel.
Die Gewerkschaft will nun ihre Info-Offensive intensivieren, die bereits seit über einem Jahr läuft. Mit mehrsprachigen Foldern sollen die Arbeiter über ihre Rechte informiert werden. Wie vergangenes Jahr, werden auch heuer Plakate in Gemeinden mit viel Landwirtschaft aufgehängt.
Landwirte kennen Vorschriften
Die Landwirtschaftskammer weist die Vorwürfe der Gewerkschaft allerdings entschieden zurück. Landwirtschaftskammer-Direktor Werner Brugner: "Die heimischen Landwirte sind über die gesetzlichen Vorgaben zur Beschäftigung von Erntehelfern bestens informiert und halten diese ein." Gerade die Ernte von heimischem Obst und Gemüse sei eine sehr anspruchsvolle Arbeit, die nur mit zufriedenen und motivierten Mitarbeitern möglich ist. Brugner: "Sehr viele Betriebe haben Erntehelfer, die schon jahrelang kommen. Das zeigt, dass die Erntehelfer mit den Arbeitsbedingungen sehr zufrieden sind."
Seit Jahren finden zwischen Landwirtschaftskammer, Gewerkschaft, Landarbeiterkammer, Finanzpolizei und Gebietskrankenkasse Informations- und Austauschgespräche statt, um die Vorschriften zum Lohn- und Sozialdumping einzuhalten.
Wenige "schwarze Schafe"
Auch Johannes Sorger, Vorstand der steirischen Landarbeiterkammer, verweist auf die gute Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer. Dennoch begrüßt er jede Art von Information für die Erntearbeiter. Auch er sieht die Lage weniger dramatisch als die Gewerkschaft. "Gerade durch den Frost im Frühjahr haben viele Betriebe finanziell wenig Spielraum. Dennoch verhalten sich die meisten Korrekt. Wie in jeder Branche gibt es aber auch hier ein paar schwarze Schafe." Die Landarbeiterkammer informiert seit Jahren auf ihrer Webseite in zwölf Sprachen über die Rechte der Arbeitnehmer in der Landwirtschaft.
Roman Vilgut