Nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR vom Donnerstag läuft die Fahndung über Interpol. Betroffen sind demnach fünf Ex-Manager und Entwickler von Volkswagen. Darunter seien auch zwei Vertraute des früheren Vorstandschefs Martin Winterkorn, hieß es.
Das US-Justizministerium lehnte auf Anfrage Nachrichtenagentur AFP eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.
Den Gesuchten werden dem Bericht zufolge Verschwörung zum Betrug und Verstoß gegen US-Umweltvorschriften vorgeworfen. Es werde nicht damit gerechnet, dass Deutschland die früheren VW-Mitarbeiter ausliefert. Allerdings könnten die Gesuchten die Bundesrepublik faktisch nicht mehr verlassen, da sie in einem anderen Staat womöglich festgenommen und in die USA überstellt würden.
Auch Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt
In der Abgasaffäre bei Volkswagen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Braunschweig. Laut "SZ", NDR und WDR sind rund 40 ehemalige und derzeitige Beschäftigte des Konzerns betroffen, darunter die fünf von den USA Gesuchten. Volkswagen hatte im September 2015 Abgas-Manipulationen bei weltweit elf Millionen Dieselautos zugegeben.
Im Kreise der Verteidiger der rund 40 deutschen Beschuldigten werde die weltweite Fahndung der USA als "neue Eskalationsstufe" bezeichnet, heißt es in dem Bericht von "SZ", NDR und WDR. Die US-Behörden machten damit deutlich, dass sie nach Straf- und Schadenersatzzahlungen in Höhe von mehr als 20 Milliarden Dollar den Fall nicht zu den Akten legen wollten.
Zu den fünf von den USA Gesuchten zählt dem Bericht zufolge auch Bernd Gottweis, der als Leiter des Ausschusses für Produktsicherheit fungiert habe. Gottweis kooperiere mit der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Er habe Winterkorn schwer belastet. Der Ex-Vorstandschef habe Mitte 2015 von manipulierten Schadstoffmessungen bei Diesel-Fahrzeugen in den USA erfahren. Er habe aber weder die Öffentlichkeit, noch die eigenen Aktionäre informiert. Aus Anwaltskreisen der deutschen VW-Beschuldigten heiße es, Winterkorn müsse in Braunschweig mit einer Anklage rechnen.
Die Düsseldorfer Anwaltskanzlei Rogert & Ulbrich gab bekannt, Volkswagen wolle laut seiner eigenen Anwälte keine Rechtsmittel gegen drei erstinstanzliche Urteile zugunsten der Geschädigten einlegen. Dies sei "eine große Überraschung", vom VW-Konzern werde "offenbar ein Strategiewechsel vollzogen", erklärte Rechtsanwalt Tobias Ulbrich. Erstmals seit der Aufdeckung des Abgasskandals würden Geschädigte endgültig entschädigt, die Fahrzeuge könnten zurückgegeben werden, erklärte die Kanzlei.