Der österreichische Energiekonzern OMV hat wegen anhaltender Unruhen im Süden Tunesiens aus Sicherheitsgründen rund 700 lokale Mitarbeiter von seinen Produktionsstätten abgezogen. Obwohl die Logistikwege für den Nachschub momentan nicht passiert werden könnten, laufe die Produktion weiter, erklärte OMV-Pressesprecher Robert Lechner am Freitagabend zur APA.
Sämtliche Hauptrouten südlich der Stadt Tataouine im Süden des Landes seien zur Zeit blockiert, hatte der Konzern am Freitag mitgeteilt. Seit Wochen protestieren dort arbeitslose Tunesier für mehr Arbeitsplätze und für eine Beteiligung der Wüstenregion an den Gewinnen durch die Öl- und Gasproduktion.
Ausschließlich lokales Personal
Bei den 700 Mitarbeitern handle es sich ausschließlich um lokales Personal, also keine Expats aus Österreich. Diese Menschen würden dort leben, würden aber aus Sicherheitsgründen momentan nicht zu den Arbeitsstätten fahren, so Lechner. Derzeit sei die Produktion nicht betroffen, bei einem längeren Ausfall der Logistikwege sei jedoch eine Beeinträchtigung der Förderung nicht auszuschließen. Wann das sichere Passieren der Wege wieder erwartet werden könne, lasse sich derzeit nicht abschätzen. Tunesien ist für die OMV ein eher kleinerer Lieferant: 2016 förderte sie dort im Tagesschnitt 8.300 Fass Öl-Äquivalent.
In Tunesien kam es zuletzt wieder häufiger zu Streiks und Protestaktionen gegen die Regierung in Tunis. Nach den Umbrüchen in der Arabischen Welt 2011 hat Tunesien zwar weitreichende demokratische Reformen eingeleitet, das Land kämpft aber mit wirtschaftlichen Problemen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte erst im April nach längerem Zögern eine weitere Tranche eines 320 Mio. Dollar (292,85 Mio. Euro) schweren Hilfspakets ausgezahlt, nachdem der IWF die stockenden Reformen im Land kritisiert hatte.