Die Graz-Köflacher Bahn (GKB) steigt mit einer Kooperation mit dem tschechischen Fernbus- und Bahnbetreiber RegioJet in den Fernverkehr und damit ins internationale Geschäft ein. Sie will damit neue Zielgruppen und eine "Ausweitung der wirtschaftlichen Möglichkeiten" erreichen. Am Dienstag hieß es in einer Aussendung, dass ab Dezember vorerst vier Zugpaare zwischen Wien und Prag verkehren sollen.

Unternehmenssprecher Ernst Suppan erklärte, dass eine entsprechende vertragliche Vereinbarung mit dem neuen Partner in Ausarbeitung sei, um den gemeinsamen Betrieb aufnehmen zu können. Die GKB werde den Betrieb von Wien bis zur Grenze leiten, nach der Grenze übernimmt der tschechische Partner die Betriebsleitung, so der Plan.

Die Zuggarnituren werden von RegioJet gestellt, die Steirer dürften Know-how und Personal liefern. "Wenn es gut läuft, ist die Zusammenarbeit auch ausbaufähig", meinte Suppan. Die Investitionskosten seien derzeit noch nicht genau bekannt. Neue Arbeitsplätze sollen entstehen.

Fernbusangebot auf Schiene

Hintergrund sei laut Suppan, dass die GKB seit mehr als zehn Jahren positive Erfahrungen mit ihren Güterverkehrstochtergesellschaften - LTE und Adria Transport - mache und damit "gutes Geld zu verdienen" sei. Zudem würden Fernbusse derzeit boomen. Daher will sich die GKB nun auch mit dem Personenverkehr internationalisieren und Fernbus-Angebote auf Schiene anbieten - "bequemer, sicherer und wetterunabhängiger", meinte der Sprecher. RegioJet biete bisher schon Modelle ähnlich wie Fernbus-Anbieter an: wer früher bucht, bekommt bessere Preise.

Der GKB-Konzern erwirtschaftete laut eigenen Angaben 2015 bei einem Umsatz von 130,7 Millionen Euro einen Jahresgewinn von 14,6 Millionen Euro. Das Unternehmen RegioJet hat 2015 etwa acht Millionen Fahrgäste befördert und einen Gewinn von umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro erwirtschaftet, hieß es seitens der GKB. Man erhoffe sich durch die Zusammenarbeit mit dem größten privaten Bahn- und Busbetreiber für Fernverkehrsverbindungen in Zentraleuropa die Erschließung neuer Geschäftsfelder.

"Ziel der neuen tschechisch-österreichischen Partnerschaft ist es, Passagiere von den Fernbussen zu attraktiven Preisen auf die Schiene zurückzubringen. Der Mobilitätsbedarf zwischen großen Städten wächst, an diesem Zukunftsmarkt will die GKB partizipieren", meinte Generaldirektor Franz Weintögl. Eine Konkurrenz zur ÖBB sieht Suppan mit den vergleichsweise wenigen Zugpaaren auf der Strecke Wien-Prag nicht.