Ob sich Pia Dietachmair eigentlich unangenehm exotisch fühle, als Frau in einer so maskulinen Szene? „Ich habe Maschinenbau studiert. Da wird man ein männliches Umfeld gewohnt. Keine Sorge, ich komm gut damit zurecht.“
Dem Abdriften von der Norm ist die quirlige Technikerin auch nach dem Studium treu geblieben. Gemeinsam mit Ideengeber August Zöchbauer gründete Dietachmair unter dem Dach des Grazer Science Park das Unternehmen Aparus. Ein Start-up, das eine hochinnovative Technologie zum Verbrennen von Biomasse im eigenen Köcher hat. Und nicht nur technologisch außergewöhnlich ist. Eine Frau als Gründerin oder Mitgründerin eines Start-ups genießt in Österreich nämlich Seltenheitswert.
Während der Anteil bei klassischen Unternehmensgründungen mittlerweile bei rund 50 Prozent liegt, findet man in der technologie- und wachstumsorientierten Start-up-Szene fast nur Männer. Das unterstreicht der Blick auf vorhandene Studien, etwa auf den „European Start-up Monitor“. Eine Erkenntnis: Gerade einmal 7,1 Prozent der heimischen Start-ups wurden 2016 von Frauen gegründet.
Lisa Fassl kennt die Zahlen. Und hat auch eine klare Meinung dazu: „Frauen sind nicht so laut wie männliche Gründer.“ Deswegen seien sie bei derlei Erhebungen unterrepräsentiert. Fassl schätzt die Zahl der weiblichen Start-up-Gründerinnen in Österreich immerhin auf einen Wert zwischen „zehn und zwölf Prozent“. Wie es dennoch zu dem männlichen Überhang kommt? Die 26-Jährige greift gerne auf Begriffe wie „Sozialisierung“ oder „Erziehung“ zurück. Während sich Frauen laut Fassl öfters „anpassen würden und unauffälliger agieren“, preschen Männer beruflich meist risikofreudig und betont selbstbewusst vor. Eigenschaften wie gemacht für die laut brüllende Start-up-Szene.
"Die Mischung macht's"
Vor etwa einem Jahr hat die einstige Mitbegründerin des Grazer Ideentriebwerks die Initiative „Female Founders“ ins Leben gerufen. Auch, um die Zahl der Start-up-Gründerinnen zu erhöhen, rufen Fassl & Co. Netzwerkveranstaltungen speziell für Frauen ins Leben oder etablieren Mentoring-Programme mit angesehenen Unternehmerinnen.
Bereits viel erreicht in der Start-up-Welt hat die Steirerin Michaela Maresch, die 2012 gemeinsam mit Gerald Brencic Commod-Haus gründete. Auf die Frauenfrage angesprochen, antwortet Maresch „unromantisch“. Aber die meisten Start-up-Gründer seien nun einmal etwa 30 Jahre alt. Eine Zeit, in der es sich viele Frauen nicht leisten könnten, „drei bis fünf Jahre voll und nur für die Firma da zu sein“. Grundsätzlich solle ein Gründerteam nicht „zu homogen“ sein. „Die Mischung macht’s“, erzählt Maresch lächelnd.
Eine Einschätzung, die durch viele Studien gestützt wird. Eine der aktuellsten kommt vom US-Risikokapitalgeber First Round. Demzufolge sind Firmen mit zumindest einem weiblichen Gründungsmitglied deutlich erfolgreicher als rein männliche Start-ups. Und zwar um 63 Prozent.