Vor 14 Monaten hatte Stefan Ponsold zum ersten Mal ein Virtual-Reality-System im Haus, vor zwölf Monaten begann der Sunnybag-Boss mit der Entwicklung eigener VR-Technologie.

Heute schließlich schließt sich für das auf mobile Solarsysteme spezialisierte steirische Unternehmen ein erster Kreis. Der Start des Crowdfunding. Auf Kickstarter soll ab 18 Uhr Geld für die Serienfertigung gesammelt werden, die öffentliche Feuertaufe für die erste in Österreich zusammengebaute VR-Brille.

Die Kampange startet mit etwas Verspätung, eigentlich hätte sie bereits am Freitag online gehen sollen. Weil aber Kickstarter das Projekt formell vorerst nicht genehmigte - im "Beipack-Video" mussten drei Animationen nochmals eingereicht werden -, dauerte es noch ein paar Tage. Die Kleine Zeitung konnte das auf dem Betriebssystem Nibiru aufbauende Gerät „ExChimp“ jedenfalls bereits vorab testen.

Wenig Gewicht, tolle Grafik

Was beim Abtauchen in die Welt der 360-Grad-Videos rasch auffällt, ist das Gewicht. Auch, weil man es kaum bemerkt. Die Brille, versehen mit einem Intel-Chip, wiegt mit 390 Gramm deutlich weniger als vergleichbare Modelle. In erster Linie, weil Komponenten wie der Akku in das Steuerungsgerät wanderten. Die Grafik ist angenehm und scharf (das Display löst in 2560 x 1440 Bildpunkten auf), durch den Kontroller in der Hand hat man zudem das Gefühl, „die Lage zu beherrschen“, ohne gleich die Brille runterreißen zu müssen.

Brille ExChimp mit Kontroller
Brille ExChimp mit Kontroller © Ballguide/Stefan Pajman

Besonders praktikabel scheint der HDMI-Stecker am Kontroller. Dadurch kann man einen externen Monitor oder Fernseher an die 3D-Brille anschließen und Zuseher an der Reise teilhaben lassen – was wiederum eine Reihe von Anwendungen denkbar macht, vom Profisport über Gemeinschaftsspiele bis hin zur Medizin oder Psychotherapie. Im Test störend ist die vorerst recht hohe Latenzzeit (siehe Lexikon links). Wie es preislich aussieht? Frühe Crowdfunding-Kunden können sich die ExChimp um 199 Euro kaufen, im Handel wird das Geräte wohl rund 400 Euro kosten.

Samsung spannt das Smartphone ein

Dass sich die österreichische Brille indes nicht verstecken muss, zeigt auch der Test eines prominenten Konkurrenten. Zusammen mit der Facebook-Tochter Oculus hat Samsung die Gear-VR-Brille entwickelt und mittlerweile mit einem breiten Portfolio an Anwendungen ausgestattet. Im Gegensatz zum geschlossenen System der ExChimp ist die Gear von Samsung eigentlich ein Adapter für Smartphones. Das Samsung-Handy wird zu Beginn in das Gehäuse eingespannt, einmal eingesteckt, startet die Oculus-VR-App. Man gelangt in ein asiatisch angehauchtes virtuelles Zimmer. Dort wählt man aus einer Reihe von Apps aus, die sich am Handy installieren lassen.

Das Smartphone als Eintritt in virtuelle Welten ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits macht es das Brillengehäuse günstiger, andererseits aber auch schwerer. Und, aufgepasst: Da Samsung bei neuen Smartphones inzwischen auf den USB-C-Stecker setzt, ist das Galaxy S8 nicht mit älteren Varianten von Gear VR kompatibel. Umgekehrt können ältere Samsung-Smartphones nicht mit der neuesten 3D-Brille des Konzerns verwendet werden.