Der französische Autobauer PSA Peugeot Citroën geht mit glänzenden Geschäftszahlen in die Schlussphase des Übernahmepokers um den Konkurrenten Opel. PSA verdoppelte seinen Gewinn im vergangenen Jahr fast, die Aktionäre sollen erstmals seit 2011 eine Dividende bekommen. Der geplante Opel-Kauf stand am Donnerstag im Mittelpunkt einer Reise von Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) nach Paris.
PSA meldete für 2016 einen Gewinn von 2,15 Milliarden Euro - eine Steigerung um 79 Prozent. Der Umsatz fiel den Angaben zufolge leicht von 56,3 auf 54 Mrd. Euro. Der Konzern erklärte dies mit Wechselkurseffekten, die Gewinnsteigerung mit dem Verkauf des Stoßstangen-Geschäfts des Zulieferers Faurecia, an dem PSA beteiligt ist. An seine Aktionäre, darunter der französische Staat, will das Unternehmen eine Dividende von 48 Cent pro Anteilsschein ausschütten.
5,8 Prozent mehr Autos verkauft
Der französische Autobauer verkaufte im vergangenen Jahr 3,15 Millionen Fahrzeuge, ein Plus von 5,8 Prozent. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Rückkehr auf den iranischen Markt nach dem Ende der meisten internationalen Wirtschaftssanktionen gegen das Land. Doch auch in Europa zog die Nachfrage nach den Konzernmarken Peugeot, Citroën und DS an.
Vergangene Woche hatten PSA und der US-Konzern General Motors (GM) bekanntgegeben, über einen Eigentümerwechsel für das defizitäre GM-Europageschäft mit den Marken Opel und Vauxhall zu verhandeln. PSA-Chef Carlos Tavares bekräftigte bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag, mit dem Deal einen "europäischen Automobil-Champion" schaffen zu wollen. Der französische Autobauer würde mit einer Opel-Übernahme gemessen an den Verkaufszahlen zur Nummer zwei in Europa nach Volkswagen aufsteigen.
Die Pläne lösten in Deutschland Sorgen um die Arbeitsplätze aus. Zypries trifft am Donnerstag den französischen Wirtschafts- und Finanzminister Michel Sapin in Paris. Bei dem Gespräch will sie nach Angaben ihres Ministeriums auf den Erhalt der deutschen Jobs und Standorte pochen.
Standort-Garantie für Opel
In einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Tavares am Dienstag zugesichert, an den von GM gegebenen Standort-, Investitions- und Beschäftigungsgarantien festzuhalten. Auf der Pressekonferenz am Donnerstag bekräftigte der PSA-Chef, dass die Übernahme der Vereinbarungen, darunter der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bei Opel bis Ende 2018, eine "moralische" Frage sei.
Tavares zeigte sich zu einer Partnerschaft mit "den Beschäftigten, den Gewerkschaften und der Regierung" in Deutschland bereit. PSA werde dem seit Jahren Verluste schreibenden Rüsselsheimer Autobauer helfen, "wieder auf die Beine zu kommen".
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte im Sender Phoenix, er sehe die Chancen der geplanten Übernahme, "und diese Chancen zu verwirklichen, muss unsere Aufgabe sein". Die Politik könne nicht Autos bauen. "Aber wir können unterstützen und politische Einfluss nehmen."
Tavares versicherte auch der britischen Premierministerin Theresa May in einem Telefonat am Mittwochabend, sich an "existierende Vereinbarungen" zu halten. PSA werde die britische Marke Vauxhall "weiterentwickeln".
Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" könnte der Verkauf des GM-Europageschäfts bereits in der ersten Märzwoche über die Bühne gehen. Demnach soll vor dem Internationalen Autosalon in Genf Klarheit herrschen, der ab dem 6. März durch ersten Veranstaltungen eingeläutet wird und am 9. März offiziell beginnt.