Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wollen ihre Position in Europa als eines der führenden Eisenbahnunternehmen weiter ausbauen, sagte ÖBB-Chef Andreas Matthä bei einer Veranstaltung in Wien. Im Güterverkehr seien die ÖBB nach absoluten Zahlen die Nummer Drei in Europa, hinter Deutschland und Polen. Im Personenverkehr rangiert die Staatsbahn europaweit gesehen am neunten Rang.

Prägend für die "nächste Generation" der Bahn werde die Digitalisierung, Internationalisierung, die Kooperation mit der österreichischen Bahnindustrie und die Personalsituation werden. "In den nächsten sechs Jahren werden wir ein Viertel unserer Mitarbeiter verlieren", sagte der Bahn-Chef. Daher brauche man rund 10.000 neue Mitarbeiter. Die in den Ruhestand gehenden Eisenbahner könnten aber nicht eins zu eins ersetzt werden, denn die erforderlichen Qualifikationen hätten sich mehr in Richtung Digitales und Dienstleistungen verschoben: "Wir werden uns um die Technikerinnen und Techniker prügeln".

Nachtzug als Nischenprodukt

Die Bundesbahnen setzen auch auf ein laut Matthä "interessantes Nischenprodukt". Im Dezember wurden 40 Prozent des deutschen Nachtzugverkehrs übernommen, die Deutsche Bahn (DB) hat ihr eigenes Nachtzuggeschäft ganz eingestellt. "Es läuft bis jetzt sehr gut", berichtete der Bahn-Boss. Richtung Norddeutschland gebe es extrem hohe Buchungsquoten, mit dem nahenden Frühling zunehmend auch Richtung Italien. "Buchen Sie rasch, es wird eng bei den Plätzen", warb der Bahn-Chef Montagabend beim Publikum des "Salon Z".

Im Personenverkehr könne die Bahn gegenüber dem Flugzeug nur bei Entfernungen von maximal 800 Kilometer punkten, meint der Bahn-Chef. Bei noch größeren Entfernungen habe das Flugzeug einen so deutlichen Vorsprung in der Geschwindigkeit des Reisens, dass der Schienenverkehr abgeschlagen werde. Vorteil der Bahnreisen gegenüber dem Auto sei - auf ausgebauten Strecken - die höhere Geschwindigkeit, so nannte Matthä die Strecke Wien-Salzburg in 2 Stunden 22 Minuten als Paradebeispiel für die Vorzüge der Bahn. Auf der Südstrecke mache derzeit der Fernbus der Bahn große Konkurrenz, hier müsse man noch einige Jahre bis zur Fertigstellung der großen Infrastrukturprojekte Semmeringtunnel und Koralmstrecke warten.

Im Güterverkehr könne der Zug zunehmend auch dem Schiff Konkurrenz machen, zumindest für gewisse Güter. Während die Schiffspassage nach China 30 Tage dauere, seien es mit dem Güterzug nur 14 Tage. Die Bundesbahnen fahren von Zentralchina nach Zentraleuropa und könnten den Kunden hier Angebote bieten, die vor allem für kapitalbindende Güter von Interesse seien. Österreich habe eine geografisch günstige Position: Durch Wien verlaufen drei von neun internationalen Transportkorridoren.