Für die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries ist die Übernahme des deutschen Autobauers Opel durch Peugeot ausgemachte Sache. "Ich gehe davon aus, dass das stattfindet", sagte Zypries am Donnerstag in Berlin. Sie wolle aber nicht von Übernahme, sondern von einem Zusammenschluss sprechen, fügte die SPD-Politikerin hinzu.
Gespräche mit den Firmenchefs von GM und Peugeot habe es inzwischen gegeben. "Ich persönlich nicht, aber es wurden Gespräche geführt", sagte sie. Die Unternehmen befänden sich derzeit mitten in den Verhandlungen. Daher seien Zusagen derzeit noch kaum möglich. "Wir tun alles dafür, dass der Standort gesichert bleibt, dass vor allen Dingen die Forschung in Deutschland bleibt. Das ist unser oberstes Ziel", sagte Zypries.
Vor einer möglichen Übernahme wollen Großbritannien und Deutschland die betroffenen Produktionsstandorte vor Sparmaßnahmen schützen. Der britische Wirtschaftsminister Greg Clark erklärte, der verkaufswillige Mutterkonzern General Motors habe versichert, dass die Opel-Schwestermarke Vauxhall nicht "rationalisiert" werden solle. Der US-Konzern wolle auf dem Erfolg von Vauxhall aufbauen.
Kampf um deutsche Standorte
Auch die deutsche Seite erhöhte ihre Bemühungen, die Stärken von Opel hervorzuheben. "Es gibt durchaus Signale, dass durch die Übernahme keine Standorte in Deutschland geschlossen werden sollen", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Sie bezog sich damit nach Angaben der Landesregierung auf eine Telefonkonferenz von Vertretern der Bundesländer mit Opel-Standorten, der Bundesregierung und Arbeitnehmervertretern mit dem Vorstand des Rüsselsheimer Autobauers. Es ist jedoch unklar, welchen Stellenwert Zusagen von GM haben, da sich der US-Konzern mit dem Verkauf aus seinem verlustreichen Europageschäft zurückziehen will.
Werkschließungen und Stellenabbau dürften dann Sache des neuen Eigners PSA Peugeot Citroen sein. Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) zeigte sich offen für eine Übernahme. "Ich sehe darin auch eine Chance, wenn PSA einsteigt", sagte Wissing dem "Handelsblatt".
Als zentraler Ansprechpartner der Bundesregierung soll Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig agieren. Er soll die Koordination zwischen Bund und Ländern übernehmen und Anlaufstelle für die Unternehmensführung von Opel und GM sein, wie Reuters aus Kreisen des Ministeriums erfuhr. Machnig gilt als Experte in Sachen Opel. Schon als Wirtschaftsminister in Thüringen zwischen 2009 und 2013 gehörte sein besonderes Augenmerk dem Autobauer mit dem Werk in Eisenach.
Langsames Wachstum
Zuletzt wuchsen die Absätze von Opel und Peugeot deutlich langsamer als die der Konkurrenz. Während Europas Platzhirsch Volkswagen im Januar die Neuzulassungen um zehn Prozent und die italienische Fiat -Gruppe sogar um 15 Prozent steigerte, kamen Opel und Vauxhall zusammen nur auf ein Plus von fünf Prozent, wie aus Daten des europäischen Herstellerverbandes ACEA hervorging. Die französische PSA-Gruppe mit den Marken Peugeot, Citroen und DS erhöhte den Absatz um knapp sieben Prozent. Zusammen kamen Opel und PSA auf einen Marktanteil von 16,7 Prozent. Sie lagen damit deutlich vor dem französischen Rivalen Renault mit einem Anteil von gut neun Prozent. Mit Abstand an der Spitze hielt sich Volkswagen, dessen Marktanteil trotz des Dieselskandals bei 24,1 Prozent stabil blieb. Insgesamt legte der europäische Automarkt im Januar um zehn Prozent auf rund 1,2 Millionen Fahrzeuge zu.
In der Opel-Belegschaft steigt die Angst vor einem weiteren Personalabbau, weil beide Massenhersteller um die gleiche Kundschaft buhlen. Bislang sind jedoch keine Details des geplanten Zusammenschlusses bekannt. Am Freitag wollen Betriebsrat und IG Metall die Belegschaften der drei Opel-Standorte in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach informieren. Die IG Metall war von den Kaufplänen überrascht worden. Die Bundesregierung verlangt eine Beteiligung der Arbeitnehmervertreter.