Gestärkt durch ein Rekordergebnis 2016 startet Renault eine neue Offensive im Kampf gegen den Einfluss der französischen Regierung auf den Autobauer. Carlos Ghosn, Chef von Renault und dessen langjährigem Partner Nissan, sagte am Freitag, einer gewünschten, tieferen Verflechtung der beiden Unternehmen stehe nur die französische Staatsbeteiligung im Weg.
Eine über die bestehende Allianz hinausgehende Bündelung des Kapitals sei für die Japaner unter den bestehenden Bedingungen nicht denkbar. Die umstrittene Beteiligung Frankreichs an Renault geht auf den ehemaligen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron zurück, der derzeit als Unabhängiger für die Präsidentschaft kandidiert.
Gewinn um 38 Prozent gestiegen
Im vergangenen Jahr ließ unter anderem eine aufpolierte Modellpalette das Geschäft von Renault glänzen: Der Umsatz kletterte um gut 13 Prozent auf 51,2 Mrd. Euro, der Betriebsgewinn sogar um 38 Prozent auf 3,28 Milliarden. Im neuen Fünfjahresplan bis 2022 setzte sich der Konzern ein Umsatzziel von dann 70 Mrd. Euro. Die Marge im operativen Geschäft soll auf sieben Prozent steigen. Vergangenes Jahr waren es deutlich verbesserte 6,4 Prozent. Volkswagen ist viel unrentabler. Tonangebend in puncto Rentabilität ist bei den Massen-Herstellern der japanische Toyota-Konzern, dem Renault jetzt aber näher gerückt ist.
Die Franzosen profitieren auch stark von Einsparungen, die nicht zuletzt die Allianz mit Nissan ermöglicht. Renault hatte 1999 die Kontrolle bei Nissan übernommen, seitdem immer wieder Unternehmensbereiche zusammengelegt und so die Kosten gesenkt. Allerdings bleiben beide Unternehmen trotz gegenseitiger Beteiligungen eigenständige Konzerne - und der Spareffekt ebbt langsam ab. Investoren betonen deshalb, dass die Kooperation noch lange nicht ausgereizt sei.
Dem steht der schwelende Machtkampf mit der Pariser Regierung im Weg, der im April 2015 unter Wirtschaftsminister Macron hochkochte. Damals hatte die Regierung überraschend ihren Anteil an Renault von 15 auf 19,7 Prozent erhöht und sich doppelte Stimmrechte gesichert, um so ihren Einfluss unter anderem beim Erhalt von Arbeitsplätzen zu sichern. Das stieß bei den japanischen Partnern auf Ablehnung. Nissan drohte mit dem Ausstieg aus dem Bündnis. Offiziell wurde der Streit Ende 2015 beigelegt, unter anderem mit der Garantie, dass Renault sich bei Nissan nicht einmische.
Staatsanteil stört Japaner
Doch der Staatsanteil an Renault sei Nissan mit Blick auf eine engere Verknüpfung der Partner noch immer ein Dorn im Auge, sagte Ghosn. "Die Japaner würden niemals akzeptieren, dass der französische Staat Eigner eines japanischen Unternehmens wird", erklärte der gebürtige Brasilianer. Wenn der französische Staat aber eines Tages bei Renault aussteige, werde ein engerer Zusammenschluss nicht lange auf sich warten lassen. Bei der Pariser Regierung war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen.
Mit den Rekordzahlen von 2016 trotzte Renault Schwierigkeiten in verschiedenen Märkten wie Russland und Brasilien. Wie VW und Fiat Chrysler sieht sich das Unternehmen zudem mit Vorwürfen der Abgasmanipulation konfrontiert. Inzwischen wurde die französische Staatsanwaltschaft aber auch wegen eines solchen Verdachts gegen den Renault-Rivalen Peugeot eingeschaltet. Der Hersteller von Peugeot-, Citroen- und DS-Fahrzeugen wies den Einsatz illegaler Software zur Manipulation von Emissionswerten am Donnerstagabend zurück.