Der weltgrößte Tequila-Hersteller José Cuervo nimmt einen kräftigen Schluck aus der Flasche: Das mexikanische Unternehmen geht an die Börse und will auf dem Handelsparkett mindestens 15,2 Milliarden Pesos (688,6 Millionen Euro) erlösen. Wegen der Unsicherheit angesichts der Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump und der Talfahrt des Peso hatte der Konzern den Schritt bereits zweimal verschoben.

Jetzt wagt der Spirituosenhersteller den Gang aufs Börsenparkett.

José Cuervo ist ein Gigant im Tequila-Geschäft: Das Unternehmen kontrolliert rund 30 Prozent des Weltmarkts und ist in 85 Ländern aktiv. Neben dem mexikanischen Nationalgetränk hat das Unternehmen auch Whisky, Rum und nicht-alkoholische Getränke im Angebot. In den ersten neun Monaten 2016 erzielte die Firma einen Umsatz von 771,8 Mio. Euro und ein Gesamtergebnis von 180,5 Millionen Euro. Im Jahr 2015 machte José Cuervo 18,4 Milliarden Pesos (heute rund 834 Millionen Euro) Umsatz und 5,3 Milliarden Pesos Nettogewinn.

Schwieriges Marktumfeld

Das Marktumfeld ist jedoch schwierig. Der neue US-Präsident Trump will das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) mit den Nachbarn Mexiko und Kanada neu verhandeln oder sogar aufkündigen. Um seine geplante Grenzmauer zu finanzieren, drohte er zuletzt mit einer Importsteuer von 20 Prozent auf alle mexikanischen Produkte.

Zuletzt erzielte das Unternehmen mit seinen Tequilamarken José Cuervo, Centenario und 1800 sowie dem Whisky Bushmills und dem Rum Kraken 71 Prozent seines Umsatzes in den NAFTA-Staaten. 17 Prozent entfallen auf Mexiko und 12 Prozent auf den Rest der Welt. In den USA und Mexiko ist José Cuervo Marktführer bei Tequila.

Viele Unsicherheiten

"Es ist ein schwieriger Moment für den Börsengang. Es gibt viel Unsicherheit vor allem über die künftigen Beziehungen zwischen den USA und Mexiko", sagt der Analyst Gerardo Copca vom Finanzdienstleister MetAnálisis. "Diese Situation wird wohl auch noch eine Weile andauern."

José Cuervo ist sich der Risiken offenbar bewusst. "Eine Neuverhandlung der Handelsabkommen und Veränderungen in der Außenhandelspolitik der USA können die Importe und Exporte zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten beeinflussen", heißt es in dem Börsenprospekt. "Wirtschaftliche und geopolitische Effekte könnten der Firma schaden."

Der Erlös aus dem Börsengang soll in allgemeine Geschäftsausgaben und mögliche Zukäufe fließen. "Möglicherweise will das Unternehmen expandieren und braucht dafür frisches Geld", sagt Analyst Copca. Nach Einschätzung von José Cuervo wird sich die Konzentration im Spirituosenmarkt fortsetzen. Beim Aufkauf kleiner Unternehmen und der Expansion in lokale Absatzmärkte wollen die Mexikaner offenbar mitmischen.