VW-Großaktionär Ferdinand Piech muss sich nach den Worten von VW-Aufsichtsrat und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann womöglich auf Schadenersatzforderungen des Konzerns einstellen. Piech hatte gegenüber der Staatsanwaltschaft Braunschweig ausgesagt, dass er den damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn früher als bisher zugegeben über die Manipulation der Diesel-Motoren unterrichtet habe.
Organhaftung
Träfe die Aussage zu, dann stelle sich die Frage, "ob Professor Piech seine Pflichten als damaliger Aufsichtsratsvorsitzender erfüllt hat", sagte Hofmann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Dann seien mögliche Haftungsansprüche zu prüfen. Für Winterkorn gilt nach Hofmanns Worten dasselbe: War der ehemalige Vorstandsvorsitzende tatsächlich früher in die kriminellen Machenschaften seiner Ingenieure eingeweiht, wie von Piech insinuiert, dann "werden wir das in die laufende Prüfung möglicher Haftungsansprüche gegen Organmitglieder einbeziehen", sagt Hofmann dem Blatt.
Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hatte vor einer Woche erst die Ermittlungen gegen Winterkorn auf den Betrugsverdacht ausgeweitet. Laut den Strafverfolgern hatten sich "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte" ergeben, dass der ehemalige Konzernchef früher als von ihm öffentlich behauptet von der Betrugssoftware und ihrer Wirkung gewusst haben könnte. Dabei berief sich die Ermittlungsbehörde auf eigene Vernehmungen von Zeugen und die Auswertung beschlagnahmter Dateien.
Volkswagen hatte vor knapp eineinhalb Jahren auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Dieselabgaswerte mit einer Software manipuliert zu haben. Diese erkennt, ob sich ein Wagen auf dem Prüfstand befindet und hält auch nur dann die Stickoxidgrenzwerte ein. Im normalen Straßenverkehr ist der Schadstoffausstoß um ein Vielfaches höher. Weltweit sind davon rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Die Aufarbeitung des Skandals kostet den Wolfsburger Konzern allein in Nordamerika umgerechnet bis zu 22 Milliarden Euro.