Heuer wurden 176 Insolvenzverfahren über Kärntner Unternehmen eröffnet. Zusätzlich führten 168 weitere Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner nicht zu eröffneten Verfahren. In Summe waren 344 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 262 Millionen Euro insolvent. Die Verbindlichkeiten sind um 55 Prozent gestiegen. Dies lässt sich im Wesentlichen auf einen einzigen Fall, das Konkursverfahren des Lavanttaler Anlagenbauers Kresta zurückführen.
Im österreichischen Durchschnitt sind die Unternehmensinsolvenzen um 1,5 Prozent gestiegen. Mit Ausnahme von Salzburg, Wien, Tirol und Oberösterreich verzeichnen alle Bundesländer Rückgänge. Kärnten hat im Bundesländervergleich mit 344 insolventen Firmen ein Minus von sechs Prozent. Das entspricht 22 Fällen.
Nach wie vor dominieren kleine Betriebe aus dem Bereich der Gastronomie, der Bauwirtschaft und dem Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen das Kärntner Insolvenzgeschehen.
Von den Pleiten direkt betroffen sind 1169 Dienstnehmer. Das bedeutet auch hier einen Rückgang von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein großer Teil dieser Dienstnehmer stammt aus den Insolvenzfällen Kresta und der Druckerei Theiss GmbH aus St. Stefan/Lavanttal. Die nächstgrößeren Insolvenzfälle sind die R & Z Bau GmbH aus Villach mit 31 und die Kärntner Heimatwerk Gesellschaft mbH aus Klagenfurt mit 29 betroffenen Dienstnehmern.
„Wie lange der gegenwärtige der Insolvenzen noch anhalten wird, kann nicht abgeschätzt werden. Solange allerdings die Zinsen so extrem niedrig wie derzeit bleiben, wird sich das Insolvenzgeschehen nur sehr gemäßigt entwickeln“, so Barbara Wiesler-Hofer, KSV-Chefin in Kärnten.
PRIVATKONKURSE
Im Jahr 2016 wurden 519 Konkurse über Private und ehemals Selbstständige eröffnet. „Das ist der niedrigste Wert seit 10 Jahren“, berichtet Barbara Wiesler-Hofer.
Rückgang bei den Schulden um 20 Prozent
Fast alle Verfahren wurden von den Schuldnern selbst beantragt und dienen der Regulierung der Schulden, die im Jahr 2016 bei insgesamt 87 Millionen Euro lagen. Somit sind diese im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gesunken. In diesen Betrag sind auch die Schulden ehemals Selbstständiger eingerechnet, die fast ein Drittel der Betroffenen darstellen.
Die Pro-Kopf-Verschuldung bei ehemaligen Unternehmern beträgt 290.000 Euro, bei „echten“ Privaten etwa 58.500 Euro.
Kärnten verzeichnet zweitgrößten Rückgang bei Privatkonkursen
Im Durchschnitt sind in Österreich die eröffneten Privatkonkurse um 8,2 Prozent gesunken. Mit Ausnahme von Oberösterreich und der Steiermark verzeichnen alle Bundesländer einen Rückgang. Kärnten hat mit 519 eröffneten Privatkonkursen und einem Minus von 14,4 Prozent oder 87 Fällen, nach Wien den zweitgrößten Rückgang
Ursachen: gescheiterte Selbständigkeit, Verlust des Arbeitsplatzes oder Schicksalsschläge
Die Hauptgründe, warum Menschen ihre Schuldenlast nicht mehr bewältigen können, sind unternehmerische Schulden in zum Teil Millionenhöhe, der Verlust des Einkommens bzw. des Arbeitsplatzes. Aber auch persönliche Schicksalsschläge wie Scheidung und Krankheit spielen hier eine maßgebliche Rolle. Erst danach kommt Fahrlässigkeit wie der schlechte Umgang mit Geld bis hin zur Spielleidenschaft.
AUSBLICK
„Das Insolvenzgeschehen bei den Privatkonkursen verhielt sich 2016 wie erwartet. Privatkonkurse hängen deutlich von der Beratungsinfrastruktur ab und vom Budget, das zur Verfügung steht. Auch der Arbeitsmarkt hat eine Bedeutung, da Schuldner das Verfahren eher dann in Gang setzen, wenn sie sich ihres Arbeitsplatzes eher sicher sind oder zuversichtlich, ihn über die Laufzeit auch zu erhalten. Der Bedarf nach Schuldenregulierung ist zweifellos gegeben. Die Zahl der materiell insolventen Personen ist nach wie vor hoch. Im Hinblick auf das wirtschaftliche Umfeld und einer wahrscheinlich nicht stattfindenden budgetären Aufwertung der Schuldnerberatung, ist im Jahr 2017 mit einem Konkursverlauf etwa auf dem Niveau von 2016 zu rechnen“, erklärt Barbara Wiesler-Hofer.