Die Spekulationen um ein neues Werk des Grazer Automobilherstellers Magna Steyr in Slowenien scheinen Gestalt anzunehmen. Offiziell gibt es zwar noch keine Bestätigung dafür, die Planung sei aber "nah an der Finalisierungsphase", sagte Peter Hasslacher, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Laibach, in einem Gespräch mit der APA. Eine offizielle Entscheidung könnte es also bald geben.
Die Vermutungen kamen auf, als die slowenische Regierung ein Unterstützungspaket von 10 Mio. Euro für die Einrichtung einer Industriezone nahe Maribor (slowenische Steiermark) verkündete, während sich Magna gleichzeitig nach einem Standort für ein neues Werk umsah.
Starke Auto-Industrie
Slowenien habe ein gutes und breites Setup für die Automobilzulieferindustrie, so Hasslacher. Außerdem sei das Land ein starkes Industrieland - Industrie und verarbeitendes Gewerbe machen 30 Prozent des BIP aus. Die Exportquote liege bei 80 Prozent, wovon die Automobilindustrie ein wesentliches Element ist. Momentan werden in Slowenien die Modelle Renault Twingo und Smart, sowie für Übersee ältere Renault-Modelle hergestellt.
Slowenien ist für österreichische Investitionen gegenüber dem Vorjahr attraktiver geworden, ergab die neue Umfrage der Außenwirtschaft Austria zum Investitionsklima in Slowenien. Große Zufriedenheit herrsche unter den Befragten bei der Ausbildung, der Qualität und der Verfügbarkeit von Arbeitskräften.
Verbesserungspotenzial sehe man unter anderem beim Steuersystem. Die Lohnnebenkosten sind in Slowenien höher als in Österreich und die Körperschaftssteuer soll nun von 17 auf 19 Prozent erhöht werden. Trotzdem hätten österreichische Unternehmen im Nachbarland einen Lohnkostenvorteil von 30 - 40 Prozent, sagte Hasslacher. An der Infrastruktur gebe es Mängel, da viele Industriebetriebe ihren Sitz in Tälern hätten, die nicht optimal angebunden seien. So ergehe es beispielsweise dem slowenischen Haushaltsgeräte-Hersteller Gorenje, der nur über eine 30 Kilometer lange Landstraße erreichbar sei.
Österreich als größter Investor
Das Investitionsklima sei aber insgesamt positiv, meint der Wirtschaftsdelegierte. Fast wöchentlich würden neue österreichische Niederlassungen in Slowenien entstehen, vor allem in der Dienstleistungs-, IT- und Automobilbranche. Die österreichischen Investitionen seien klein und unspektakulär aber es kämen "auf täglicher Basis" neue dazu. Dafür sorge auch die Ansiedelungsagentur "Spirit", in der 5 bis 10 Leute dafür zuständig seien, ausländische Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Betriebe in Slowenien anzusiedeln.
Mit 700 Unternehmen und einer Investitionssumme von rund 3,4 Milliarden Euro sind österreichische Unternehmen mit Abstand die größten Auslandsinvestoren in Slowenien. Umgekehrt gibt es in Österreich 200 slowenische Unternehmen. Diese sind momentan besorgt wegen des neuen Lohn- und Sozialdumpinggesetzes, das Anfang 2017 in Österreich in Kraft treten soll.
Um die betroffenen Unternehmen auf das neue Gesetz vorzubereiten, findet diese Woche eine Informationsveranstaltung der Gewerbekammer Maribor statt. Die Unternehmen sollen darüber informiert werden, was die Änderungen konkret für sie bedeuten. Es brauche aber noch Arbeit um Verständnis zu schaffen, meint Hasslacher.