Nach dem angekündigten Abbau von Zehntausenden Jobs bei Volkswagen hängt der Haussagen zwischen dem Betriebsrat und VW-Großaktionär Wolfgang Porsche schief. "Wir wundern uns schon ziemlich, dass ausgerechnet Herr Dr. Porsche mal so locker zu Protokoll gibt: "Es haben alle gewusst, dass etwas passieren muss"", sagte Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.
Er forderte Porsche als den Sprecher der VW-Großeignerfamilie Porsche/Piëch zu mehr Reformwillen für die Neuausrichtung des Unternehmens auf und kritisierte seinerseits mangelnde Unterstützung des Auto-Clans.
"Keine Unterstützung"
"Von den Familien haben wir als Beschäftigte jedenfalls bis zum heutigen Tag keine Unterstützung dabei bekommen, die Missstände abzustellen. Und wir sehen da akut noch genug Handlungsbedarf - beispielsweise die absolut unbefriedigende Situation der Marke Volkswagen in vielen großen Regionen der Welt jenseits von China und Europa." Der Chef der Arbeitnehmervertreter kritisierte in Richtung des Großaktionärs: "Da kann Herr Dr. Porsche gerne konkret mithelfen, die richtigen Strategien durchzusetzen. Das hilft dem Unternehmen mehr als der Besuch eines Autorennens in Bahrain."
Von der Sportveranstaltung in dem Golfstaat hatte sich Wolfgang Porsche mit dem kritisierten Zitat kurz nach Bekanntgabe des Zukunftspakts in der "Automobilwoche" zu Wort gemeldet. Mit diesem Pakt einigten sich Arbeitgeber und Betriebsrat Ende vergangener Woche auf Reformen für die gewinnschwache Kernmarke und eine Neuausrichtung auf Elektromobilität und Digitalisierung. Der Pakt sieht einen Abbau von insgesamt 30.000 Jobs vor, bis zu 23.000 VW-Stellen sind davon in Deutschland in den nächsten Jahren betroffen.
Arbeitnehmer als Vorbild?
Osterloh betonte, die Arbeitnehmerseite habe beispielsweise schon vor mehr als zwei Jahren - und damit weit vor dem Abgas-Skandal - mit einer eigenen Ideensammlung auf milliardenschwere Einsparmöglichkeiten bei der renditeschwachen Kernmarke hingewiesen. "Ebenso wie auf die "Katastrophenveranstaltung" in den USA im Jänner 2014, also vor fast drei Jahren, womit die Entwicklung der Modellpolitik im nordamerikanischen Markt, nicht Diesel, gemeint war", so Osterloh.
Die Familien Porsche/Piëch halten mehr als die Hälfte der stimmberechtigten VW-Stammaktien und haben damit die Macht bei Europas größtem Autobauer. Wolfgang Porsche war bisher ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zum Betriebsrat nachgesagt worden.