Wieder ist der Blick nach Norden gerichtet. Nicht Finnland (Stichwort Bildung), sondern Norwegen ist das Vorbild. Das Land mit fünf Millionen Einwohnern hat weltweit den größten Anteil an Elektroautos. 100.000 Stück fahren auf den Straßen Norwegens, das seinen Reichtum nicht zuletzt dem Erdöl verdankt. Mit dieser Geldquelle finanziert der Staat viele steuerliche Anreize für die E-Mobilität.

Österreich ist davon weit entfernt, aber immerhin EU-weiter Spitzenreiter bei den Neuzulassungen. Kommende Woche, am 23. November, wird Infrastrukturminister Jörg Leichtfried ein Förderpaket für die E-Mobilität präsentieren. Unter anderem wird es für Private und Gewerbliche Zuschüsse beim Kauf geben, ließ Leichtfried im Interview mit der Kleinen Zeitung durchblicken.

130 Prozent Steigerung

„Derzeit poppt der Markt für E-Fahrzeuge richtig auf“, sagt der Minister. Ende September waren in Österreich laut dem Bundesverband Elektromobilität (BEÖ) 8142 vollelektrische Autos zugelassen. Davon kamen 3259 Autos nur in diesem Jahr dazu. Die Zahl der Neuzulassungen seit Jänner 2016 entspricht im Vergleich zu 2015 einer Steigerung von 130 Prozent. Das nicht nur nebenbei: Der Boom bei E-Bikes hat mittlerweile zur stattlichen Zahl von 300.000 Stück geführt, die in Österreich angeschafft wurden.

Jürgen Halasz, Vorstand des BEÖ (setzt sich aus elf Energieversorgern zusammen, darunter Kelag und Energie Steiermark) rechnet damit, dass sich die Zahl der E-Fahrzeuge einige Jahre hindurch jährlich verdoppeln wird. 2020 sollen in Österreich 140.000 E-Autos fahren. Im Vergleich zu den Verbrennern bleiben die Stromer vorerst in der Nische, doch sehen Studien bis 2030 jeden dritten Neuwagen in der EU mit E-Antrieb.

Fossile Brennstoffe noch länger wichtig

Tatsächlich scheinen die Hersteller momentan unter Strom zu stehen. So jagte diese Woche eine Ankündigung die nächste: BMW will 2017 100.000 E-Autos verkaufen; VW gibt das Ziel aus, ab 2020 jährlich 400.000 Stromfahrzeuge in China abzusetzen; gemeinsam planen Daimler, BMW und VW, auf den deutschen Autobahnen ein Ladenetz zu installieren. Das I-Tüpfelchen aus österreichischer Sicht: Ab Frühjahr 2018 lässt Jaguar sein erstes E-Modell bei Magna in Graz fertigen.

Andererseits schreiben Hersteller fossile Brennstoffe nicht ab. Daimler etwa steckt drei Milliarden Euro in die Entwicklung neuer Benzin- und Dieselmotoren. Sie werden noch lange eine wichtige Rolle spielen, ist der Stuttgarter Konzern überzeugt.

4000 Ladestellen bis Ende 2017

„Die einfache Nutzung ist das wichtigste, um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen“, sagt Halasz. Leistbarkeit, höhere Reichweiten, kurze Ladezeiten der Autos und die Ladeinfrastruktur sind entscheidend. Aktuell gibt es in Österreich 2500 öffentlich zugängliche Ladestellen, bis Ende 2017 sollen es 4000 sein. 80 Prozent betreiben Mitglieder des BEÖ. Abwartend ist noch die Mineralölwirtschaft. Bedenken, der erhöhte Strombedarf könne dann nicht nur aus Ökoquellen gespeist werden, zerstreut Halasz.

Wird Strom teurer werden? Der Energiemarkt sei anders als bei Mineralölen kein Oligopol (wenige Anbieter, viele Nachfrager). „Jeder kann Strom erzeugen und speichern. Man wird den Preis nicht so einfach hinaufsetzen können.“