Sind Chinesen ausschließlich Touristen, die auf ihren Europareisen innerhalb kürzester Zeit bekannte Städte wie Paris, Wien und Venedig „abgrasen“? Oder gibt es unter den vielen Millionen, die sich auf Reisen begeben, vielleicht doch auch zum Teil Individual- und Ferientouristen? Und wenn, was könnte für diese an Kärnten interessant genug sein, dass sie hier ein paar Tage verbringen?
„Die saubere Luft und die Trinkwasserqualität der Kärntner Seen. Sie sind ein Alleinstellungsmerkmal“, ist der für Tourismus zuständige Landesrat Christian Benger überzeugt. Er ist gestern gemeinsam mit dem Chef der Kärnten Werbung, Christian Kresse, und einer insgesamt 26-köpfigen Delegation, die zum Großteil aus Touristikern besteht, zu einer „Erkundungsreise“ in das Reich der Mitte aufgebrochen. In der Hoffnung, mit konkreten Antworten im Gepäck am Sonntag wieder am Klagenfurter Flughafen zu landen. Finanziert wird die Reise zum Teil von den Touristikern selbst, Unterstützung für die Mission kommt aber auch vom Land Kärnten und der Wirtschaftskammer.
Workshops mit 120 Touristikern
Shanghai, Hangzhou, Peking und drei Workshops mit 120 chinesischen Touristikern: Ein straff organisiertes Programm soll die Möglichkeit bieten, erste Kontakte zu knüpfen und bestehende zu vertiefen. „Der chinesische Tourist gibt 229 Euro am Tag aus. Er hat eine hohe Mobilität und ist kulturinteressiert“, sagt Benger. Andrea Springer, Chefin von Springer Reisen, die ebenfalls mit nach China reist, ist überzeugt, dass „Shoppen“ für die Chinesen einen hohen Stellenwert hat.
Einen besonderen Ort für Brautpaare finden
„Sie lieben Superlative und orientieren sich stark an Marken. Wir müssten uns bemühen, ihnen in dem Bereich etwas zu bieten“, ist die Reiseexpertin überzeugt. Sie räumt aber ein, dass das in Kärnten schwierig ist. Outlets wie das Prada Outlet bei Florenz, das Chinesen und Japaner anzieht, haben wir nicht zu bieten. Bleibt die Natur. Oder Hochzeiten vielleicht, meint Springer. Viele Chinesen würden zum Beispiel zum Heiraten auf die griechische Insel Santorin fahren. „Man müsste in Kärnten einen besonderen Ort finden, der für Brautpaare ähnlich anziehend ist.“
"Für wen ist China tatsächlich ein Markt?"
„Die wesentliche Frage für mich auf dieser Reise ist, für wen in Kärnten China tatsächlich ein Markt ist? Nur für große Häuser, oder auch für kleinere Betriebe? Und, ob Chinesen auch Ferientouristen sind, die länger bleiben, oder doch nur auf der Durchreise für eine Nacht“, sagt Sigismund Moerisch, der Sprecher der Kärntner Hotellerie vor dem Abflug.
Astrid Jäger