Der Arbeitsmarkt steht mit der bevorstehenden Digitalisierung der Wirtschaft nach Prognosen von Arbeitsmarktforschern vor einer massiven Job-Umschichtung. Zwar würden mit der sogenannten Wirtschaft 4.0 bis 2025 unter dem Strich kaum Arbeitsplätze wegfallen. Viele Beschäftigte müssten sich aber beruflich völlig neu orientieren, geht aus einer Studie des deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Nach Modellrechnungen des IAB werden in Deutschland bis zum Jahr 2025 rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze wegfallen, zugleich aber rund 1,5 Millionen neu entstehen. "Da kommt erheblich was in Bewegung", betonte der IAB-Arbeitsmarktforscher Enzo Weber im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Studie berücksichtigt erstmals auch die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Dienstleistungsbranche.
Verluste im produzierenden Gewerbe
Mit Jobverlusten rechnet das IAB vor allem im produzierenden Gewerbe. "Da wird es ein großes Minus geben. Aber da haben wir schon jetzt große Fachkräfteengpässe. Dieses Problem wird durch die Wirtschaft 4.0 eher abgemildert", ist Weber überzeugt.
Betroffen seien weniger Hilfskräfte, von denen gebe es ohnehin nicht mehr so viele, sondern vor allem der klassische Facharbeiter, etwa in der Maschinensteuerung. Bei dieser Gruppe steige mit dem Einzug sich selbst steuernder digitaler Systeme und Roboter in den Fabrikhallen vorübergehend das Risiko, arbeitslos zu werden. Viele müssten sich umfassend fortbilden, um einen neuen Job zu finden.
Hier sei neben den Unternehmen auch die Arbeitsmarktpolitik mit entsprechenden Aus- und Fortbildungsangeboten gefordert. Gebraucht würden Mitarbeiter mit IT-Kenntnissen, die in der Lage seien, "innovativ und in übergreifenden Prozessen zu denken", sagte Weber.
Dabei sei die klassische duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule durchaus eine gute Basis. Sie müsse allerdings an die digitalisierte Arbeitswelt angepasst werden. "Die duale Ausbildung muss jetzt rasch fit gemacht werden für digitale Tätigkeiten. Denn bei der Wirtschaft 4.0 geht es darum, Theorie und Praxis zusammenzubringen."
Gute Chancen für IT-Experten
Gute Jobchancen haben in der digitalen Arbeitswelt von Morgen nach Einschätzung der Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit vor allem IT-Experten und Naturwissenschaftler. "Wir brauchen künftig viele Leute, die die digitale Welt mit der realen Welt in den Werkshallen zusammenbringen." Gebraucht würden auch Fachleute, die die Mitarbeiter auf die neuen Aufgaben und das Zusammenspiel mit Robotern vorbereiten. Davon würden Weiterbildungsberufe profitieren.
Nach der Definition des deutschen Wirtschaftsministeriums zeichnet sich Wirtschaft 4.0 durch eine enge Verzahnung der Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik aus. Dabei koordinieren intelligente Maschinen selbstständig Fertigungsprozesse, Service-Roboter kooperieren in der Montage mit Menschen. Roboter sollen auch eigenständig Energie sparen, den Materialausschuss minimieren, Abläufe organisieren, Mängel melden und Nachschub organisieren - und das alles vernetzt mit den Kunden.