Unter dem Druck des Ölpreisverfalls haben sich die OPEC-Staaten zum ersten Mal seit acht Jahren auf eine Begrenzung ihrer Fördermengen geeinigt. Der iranische Ölminister Bijan Sanganeh sagte der Nachrichtenagentur Shana zufolge am Mittwoch, die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) habe sich nach zweieinhalbjährigen Verhandlungen auf Maßnahmen zur Marktstabilisierung verständigt.
"Die OPEC hat heute eine außergewöhnliche Entscheidung getroffen", so der Minister. Die Wende geht Insidern zufolge auf eine Annäherung des Iran und seines Erzrivalen Saudi-Arabien zurück. Für die Märkte kam die Einigung überraschend. Die Ölpreise schossen in die Höhe.
Die OPEC-Staaten wollten ihre Produktion auf 32,5 von bisher 33,24 Millionen Barrel pro Tag senken, sagten zwei Vertreter des Kartells. Doch am Mittwoch standen die Einzelheiten auch nach sechsstündigen inoffiziellen Beratungen noch nicht fest. Beim nächsten offiziellen OPEC-Treffen im November würden die genauen Fördermengen einzelner Länder bestimmt. Dann sollten auch Nicht-OPEC-Staaten wie Russland dazu aufgefordert werden, ihre Produktion ebenfalls zu drosseln.
Obwohl die Ölpreise bereits seit Monaten am Boden liegen, konnte sich die OPEC - anders als in früheren Zeiten - lange nicht auf eine Verknappung des Rohstoffs einigen. Hintergrund war unter anderem die Strategie, dass neue Konkurrenten - wie die Schiefergas-Industrie in den USA - mit den niedrigen Preisen wieder aus dem Markt gedrängt werden können. Die traditionellen Förderländer am Golf setzten auf einen längeren Atem.
Doch zuletzt schlug der Ölpreisverfall auch im reichen Saudi-Arabien auf die Wirtschaft durch. Die Regierung in Riad hatte sich bisher zudem gegen Ausnahmen für den Iran gewehrt, mit denen das Land sein Ölgeschäft nach Aufhebung von Sanktionen wieder in Gang bringen will. Zuletzt signalisierte Saudi-Arabien, dem Iran die Produktion "sinnvoller Höchstmengen" zuzugestehen. Saudi-Arabien und der Iran ringen als Golf-Regionalmächte auch politisch um die Vorherrschaft.
Die Ölpreise stiegen um rund fünf Prozent. US-Rohöl kostete damit rund 46,80 Dollar je Barrel, die Nordseesorte Brent war für 48,30 Dollar je Fass zu haben. Der Höhenflug der Ölpreise zog an den US-Aktienmärkten Energietitel mit nach oben, so dass die Wall Street nach dem Bericht über eine OPEC-Einigung ins Plus drehte.
Stabilisierung der Preise
Im Rahmen des Internationalen Energieforums in Algier appellierte Katars Energieminister Mohammed Salah al-Sada an die Staaten, gemeinsam für eine Stabilisierung der Preise zur sorgen. In der Vergangenheit habe man es durch Kooperationen und Kompromisse geschafft, auch schwierige Zeiten zu durchstehen, sagte al-Sada. "In den bisherigen Gesprächen habe ich festgestellt, dass alle den Einsatz zeigen, an einer Lösung mitzuarbeiten, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern."
Algeriens Energieminister Noureddine Boutarfa hatte vor dem Treffen deutlich gemacht, dass ein Preis von im Schnitt unter 50 US-Dollar pro Barrel Öl (159 Liter) nicht tragbar sei und den Markt und die Versorgungssicherheit mittel- und langfristig gefährde. Die OPEC-Staaten gaben den Durchschnittspreis für die verschiedenen Ölsorten am Mittwoch mit 42,30 Dollar an. Noch vor zwei Jahren lagen die Preise jenseits der 100 Dollar-Marke pro Barrel.
Russland mit im Boot
Vor allem Unstimmigkeiten zwischen den großen ölproduzierenden Ländern Saudi-Arabien und Iran hatten bisher einer Einigung auf eine Begrenzung der Fördermengen im Wege gestanden. Nicht-OPEC-Mitglied Russland, ebenfalls wichtiger Ölproduzent auf dem Markt, zeigte sich bereit zu Gesprächen mit der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC). "Sollte es ein Angebot geben zu einem Treffen zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern, nehmen wir es an", sagte Russlands Energieminister Alexander Nowak der Agentur Interfax zufolge. An dem informellen Treffen in Algier nimmt Russland jedoch nicht teil.
Die Mitgliedstaaten der OPEC liefern weltweit etwa ein Drittel des Rohöls und besitzen rund drei Viertel der bekannten Reserven.