Bis zu 1200 Vollzeitstellen sollen in diesem Zuge wegfallen, wie Air Berlin am Mittwochabend mitteilte.
Wie viele der 800 Niki-Jobs gestrichen werden sollen, blieb zunächst offen. "Niki ist eine Tochtergesellschaft der Air Berlin Group. Alles Weitere sind Spekulationen und ich bitte um Verständnis, dass wir diese nicht weiter kommentieren", teilte ein Air-Berlin-Sprecher am Mittwochabend der APA auf Anfrage mit.
Das Touristikgeschäft mit rund 35 Flugzeugen will das schon lange kriselnde deutsche Unternehmen in einer eigenen Geschäftseinheit zusammenfassen und dafür "strategische Optionen" prüfen. Insidern zufolge geht es dabei um ein mögliches Gemeinschaftsunternehmen mit dem deutschen TUI-Ferienflieger TUIfly.
"Durch den stetig zunehmenden Marktdruck sehen wir uns gezwungen, unser bestehendes komplexes Geschäftsmodell zu ändern", sagte Air-Berlin-Chef Stefan Pichler. Es gehe darum, "Air Berlin eine Zukunft zu eröffnen". Künftig soll sich die Airline nur noch als Netzwerk-Fluggesellschaft von den Drehkreuzen Düsseldorf und Berlin aus starten. Die Verwaltung soll in Berlin gebündelt werden.
Bis zu 40 Airbus-Mittelstreckenjets von Air Berlin sollen ab kommendem Sommerflugplan für den Lufthansa-Konzern starten, davon bis zu 38 mit Air-Berlin-Besatzung. Mit 35 Maschinen soll der Großteil davon die Farben der Lufthansa-Billigmarke Eurowings erhalten, fünf weitere Jets sollen für die österreichische Konzerntochter Austrian Airlines (AUA) fliegen, wie der Lufthansa-Konzern mitteilte. Der Deal soll am 26. März 2017 beginnen und sechs Jahre lang laufen. Allerdings müssen die Kartellbehörden dem Vorhaben noch zustimmen.
Eurowings würde ihre bisher 90 Maschinen starke Flotte mit der Übernahme der Air-Berlin-Flieger deutlich ausbauen. Hinzu kommt voraussichtlich die Komplettübernahme der bisherigen Minderheitsbeteiligung Brussels Airlines. Der Lufthansa-Aufsichtsrat hatte am Nachmittag grünes Licht gegeben, dass der Konzern die verbliebenen 55 Prozent an der belgischen Fluglinie übernimmt. Nach bisherigen Aussagen soll Brussels künftig ebenfalls für Eurowings starten. Bisher betreiben die Belgier 49 Flugzeuge, davon 38 Airbus-Jets.
Air Berlin will sich im Kerngeschäft auf der Kurz- und Mittelstrecke nach eigener Darstellung stärker auf Geschäftskunden konzentrieren. Ab kommendem Sommerflugplan soll die Kernflotte des Unternehmens noch 40 Airbus-Mittelstreckenjets, 17 Airbus-Langstreckenjets und 18 Bombardier-Regionalflugzeuge umfassen.
Offen blieb, was genau mit den Touristikflügen geschehen soll, mit denen Air Berlin bisher vor allem Kunden von Reiseveranstaltern an Badeziele bringt. Pichler sprach davon, dass Geschäft durch die Bündelung in einem separaten Geschäftsbereich gestärkt werde. In der Mitteilung an die Börse schrieb das Unternehmen allerdings von "strategischen Optionen", die geprüft werden sollen.
Dabei geht es Insidern zufolge um ein mögliches Gemeinschaftsunternehmen mit der deutschen Ferienfluglinie TUIfly. Wie die Finanznachrichtenagentur dpa-AFX aus dem Umfeld der Verhandlungen erfuhr, will Air Berlin ihre österreichische Air-Berlin-Tochter Niki in die Gesellschaft einbringen. Hinzu kämen 14 Maschinen der TUIfly samt Personal, die der Reisekonzern seit mehreren Jahren an Air Berlin vermietet hat. Der Air-Berlin-Sprecher kommentierte dies auf APA-Anfrage nicht.
Air Berlin ist hochverschuldet und hatte in den vergangenen Jahren einen Rekordverlust nach dem anderen eingeflogen. Die arabische Großaktionärin Etihad hält das Unternehmen seit Jahren mit Finanzspritzen in der Luft. Die Fluggesellschaft aus dem Emirat Abu Dhabi braucht Air Berlin aber als Zubringer für ihre Langstreckenflüge.
Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer sagte Reuters TV, in der Politik beobachte man Air Berlin schon seit längerem "mit großer Sorge." Yzer zeigte sich zuversichtlich, dass der Luftfahrtstandort Berlin keinen Schaden nehme. "Wir hoffen, dass es eine Perspektive für das Unternehmen gibt, gegebenenfalls in Kooperation mit anderen Partnern." Das Interview mit Yzer fand vor dem angekündigten Konzernumbau statt.
Air Berlin wurde vom ehemaligen Kim Lundgren im US-Bundesstaat Oregon gegründet, denn während der deutschen Teilung durften nur Jets der Alliierten Berlin ansteuern. Nach dem Fall der Deutschen Mauer stieg Joachim Hunold 1991 in das Unternehmen ein und rief die deutsche "Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehrs KG" ins Leben. Mehrere andere Privatleute beteiligten sich.
Seit Anfang 2006 ist Air Berlin eine Kapitalgesellschaft britischen Rechts. Im Mai 2006 ging das Unternehmen an die Börse. Im Streben um Wachstum übernahm Air Berlin die dba und LTU, auch die österreichische Niki und die Schweizer Fluglinie Belair kamen dazu. Wirtschaftlich steckte das Unternehmen aber seit dem Börsengang meist in den roten Zahlen. Zuletzt flog es 2015 einen Rekordverlust ein.