Die für den Winterflugplan geplante Übernahme von 40 Air-Berlin-Jets durch die Lufthansa-Tochter Eurowings wird am Mittwoch im Aufsichtsrat des Konzerns diskutiert. Das Kontrollgremium wird sich nach Informationen der Deutschen Presseagentur mit dem umfangreichen Leasing-Geschäft formal befassen. Voraussichtlich wird ein Zwischenstand präsentiert, weil der Vertrag mit dem federführenden Air-Berlin-Eigner Etihad noch endgültig ausgearbeitet werden muss, was einige Wochen dauern kann.
Tickets könnten teurer werden
Infolge des geplanten Deals zwischen Lufthansa und Air Berlin könnten Flugtickets für bestimmte Ziele teurer werden. Diese Einschätzung äußerte der Wettbewerbsexperte Justus Haucap von der Universität Düsseldorf.
"Die Erfahrung zeigt: Wenn man auf einer Strecke die Reduktion von zwei auf einen Anbieter hat, muss man schon sehr gutgläubig sein, wenn man denkt, dass die Preise dort nicht steigen", sagte der Ökonom der Deutschen Presse-Agentur. "10 bis 20 Prozent höhere Preise halte ich für realistisch."
Ebenfalls auf der Agenda des Lufthansa-Aufsichtsrates steht die mögliche Komplettübernahme der bisherigen 45-Prozent-Beteiligung an der belgischen Brussels Airlines, die ebenfalls in die Eurowings eingegliedert werden könnte.
Air Berlin ist hoch verschuldet
Hintergrund des Air-Berlin-Geschäfts ist die desolate finanzielle Lage der mit fast einer Milliarde Euro verschuldeten Fluggesellschaft. Eigner Etihad hält Air Berlin seit Jahren mit immer neuen Millionenspritzen am Leben. Um die Kosten einzudämmen, will Etihad laut Medienberichten über das Eurowings-Geschäft hinaus die Tochter Niki und 14 von TUIfly geleaste Jets in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Touristik-Konzern Tui überführen. Die heutige Air-Berlin-Flotte von rund 140 Fliegern würde so nahezu halbiert.
Lufthansa forciert die Übernahme des Teilnetzes auch aus Wettbewerbsgründen. "Ryanair und Easyjet sind längst nicht auf allen Strecken unterwegs, die da betroffen wären. Sie bräuchten auch Zeit, um nachzuziehen", sagte Wettbewerbsexperte Haucap. Er rechnet damit, dass das Bundeskartellamt die Übernahme prüfen muss. Eine mögliche Auflage wäre, dass Lufthansa einzelne Zeitfenster für Flüge der Konkurrenz freigeben müsse.