Nach zehn Jahren Eiszeit ist erstmals wieder eine Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Argentinien, um die Staatsfinanzen unter die Lupe zu nehmen. "Wir bauen die Beziehungen zu Argentinien wieder neu auf", betonte der Italiener Roberto Cardarelli, der Chef der Mission, am Montag in Buenos Aires.
Technisch zahlungsunfähig
Auf dem Programm stehen unter anderem Treffen mit Regierungs- und Wirtschaftsvertretern. Die Ergebnisse der Analysen können als Basis für neue Kredite dienen. Unter der Regierung des linken Peronisten Nestor Kirchner waren 2006 die Beziehungen mit dem IWF abgebrochen worden. Argentinien bediente bestimmte Auslandschulden nicht mehr. Dadurch wurde das Land als technisch zahlungsunfähig eingestuft.
Der IWF wurde zum Feindbild, man warf der Institution vor, das südamerikanische Land zu unliebsamen Einschnitten zu zwingen. Unter dem neuen liberalen Präsidenten Mauricio Macri hat sich das Klima deutlich gewandelt, er will mehr ausländisches Kapital und Investoren anzulocken. Im April beglich Argentinien die ausstehenden Schulden bei US-Hedgefonds und beendete damit einen langen Rechtsstreit. Insgesamt wurden 9,3 Milliarden Dollar (8,3 Mrd Euro) überwiesen.
Der Vergleich sah vor, dass den Gläubigern rund 75 Prozent ihrer Forderungen zurückgezahlt wurden. Der Artikel IV der Zusammenarbeit zwischen dem IWF und seinen 188 Mitgliedsländern besagt, dass solche Inspektionsbesuche regelmäßig stattfinden sollen. "Mit Ausnahme von Venezuela und Somalia gibt es kein Land, dass diese Regelung so lange nicht erfüllt hat", teilte das Finanzministerium in Buenos Aires mit.