Als letzter Vollsortimenter beugt sich nun auch Spar dem Wettbewerbsdruck und steigt mit seiner Schiene Interspar in den Online-Versand von Lebensmitteln ein. "Wir haben den ersten Hype bewusst abgewartet. Wir wollten nicht zu früh sein, aber auch nicht zu spät", sagte Spar-Chef Gerhard Drexel am Dienstag bei der Vorstellung des neuen Online-Shops in Wien.
"Wir wollen es besser machen als andere anderen. Als Familienunternehmen wollen wir schließlich nicht Geld ohne Ende verschleudern", so Interspar-Geschäftsführer Markus Kaser. Dass der Online-Shop vorerst mehr Geld verbrennt als einbringt, darüber macht man sich bei Spar keine Illusionen. "Wir werden am Anfang sicherlich keine Gewinne machen", gab Drexel ohne Umschweife zu. Er wisse selbst nicht, wohin die Reise im Online-Bereich gehe, klar sei, dass man dabei sein müsse. "Wir wollen vorbereitet sein", meinte der Manager. Das Unternehmen habe einen zweistelligen Millionenbetrag in die IT investiert. Bis 2017 braucht der Händler 100 zusätzliche Beschäftigte, um das Internetgeschäft zu stemmen.
Schon seit 16 Jahren Online-Shop
Spar betreibt seit 16 Jahren einen Online-Shop für Weine und versendet Non-Food-Produkte aus den Bereichen Haushalt, Küche, Spielwaren sowie Unterhaltungselektronik über seinen Interspar-Webshop. Ab sofort wird Interspar auch Lebensmittel zustellen. Vorerst nur in Wien, doch schon nächstes Jahr ist der Rollout in ganz Österreich geplant. Wobei sich "ganz Österreich" nur auf die Ballungsräume beschränkt. "Wir können nicht in die geringsten Verästelungen hineingehen. Das macht wirtschaftlich null Sinn", räumte Kaser ein. Sinn machten hingegen auch die benachbarten Hauptstädte Budapest und Ljubljana.
Beim Service sollen die Online-Kunden keinerlei Abstriche machen. 75 Deka Tafelspitz? - bekommt man auch online, selbst aufgeschnitten, versprechen die Spar-Chefs. Gefällt ein Produkt nicht - etwa eine zu reife Banane - kann es noch an der Haustüre wieder zurückgegeben werden. Wie im Geschäft können Kunden auch bei der Hauszustellung mit der Bankomatkarte bezahlen. Preise, Rabatte oder Angebote gelten für online wie offline. Ausgenommen sei die wöchentliche Rabattaktion auf Bier. Das könnte sonst logistisch ein Problem werden, räumt man ein.
Wer bis 12 Uhr bestellt, bekommt den Einkauf noch am selben Tag innerhalb eines gewünschten Zwei-Stunden-Zeitfensters geliefert oder kann ihn bei einer Abholbox abholen. Vorerst stehen zwei solcher Boxen, ähnlich den Post-Boxen, beim Donauzentrum und der SCS bereit. Weitere sind geplant. Die Zustellung kostet 4,90 Euro, für die Abholbox ist 1 Euro zu berappen. Ab einem Einkaufswert von 100 Euro ist die Zustellung gratis.
Montag bis Samstag
Das Service gibt es grundsätzlich wie in den Geschäften auch online nur montags bis samstags. Dass sonntags nicht zugestellt wird oder die Waren in den Abholboxen abgeholt werden können, habe rechtliche Gründe. "Wir wollen nicht provozieren. Wir wollen auf leisen Sohlen kommen", sagte Drexel. Eine Sonntagsöffnung ist bisher in Österreich auf wenig Gegenliebe gestoßen.
Wenn es ums Online-Geschäft geht, sind sich Branchenexperten weitgehend einig: Ohne geht es heutzutage nicht mehr, wie man richtig Geld verdient, ist aber ein großes Geheimnis. Viele agieren daher nach dem Motto "Dabei sein ist alles". Billa und Merkur treiben ihr Online-Geschäft seit etwa einem Jahr voran. Der Internetriese Amazon scharrt in den Startlöchern und testet in Deutschland den Versand von Lebensmitteln. Das macht die Branche nervös. Amazon sei ein Experte bei IT und Logistik, habe aber im Lebensmittelbereich keine Sortimentskompetenz, gab man sich bei Spar gelassen.
Den großen Wurf erwartet Spar vom Online-Geschäft ohnehin nicht. Derzeit liegt der Umsatzanteil, der im gesamten Lebensmittelhandel online erwirtschaftet wird, bei unter 1 Prozent. Künftig würden es wohl 3 bis 4 Prozent werden, aber nicht 10 Prozent, glaubt Drexel.