Zahlungsmittel für Drogengeschäfte, Lösegeld für Erpresser-Software, hochriskantes Spekulationsobjekt. Die Hacker-Währung Bitcoin hat alles andere als einen guten Ruf.
Und doch interessieren sich seit ein bis zwei Jahren immer mehr Banken und Finanzunternehmen für das Internet-Geld, besser gesagt für die Technologie dahinter. Denn was Banken nicht schaffen ist mit Bitcoin möglich: Grenzüberschreitende Überweisungen binnen weniger Sekunden. Eine wichtige Eigenschaft in Zeiten globalisierten Handels.
Daher verwundert es auch nicht, dass der Kreditkarten-Konzern Visa das erste Unternehmen ist, dass die Blockchain-Technologie im großen Stil anwenden will. Visa will die Verrechnung mit seinen Bankpartner umstellen und hat sich dazu mit dem Finanzstartup BTL Group zusammengetan, wie die Financial Times berichtet.
Schnelle Überweisungen
"Wir haben eine kleine Anzahl europäischer Banken eingeladen, an dem Projekt mitzuarbeiten", sagt Hendrik Kleinsmiede von Visas Entwicklungsabteilung.
Um Überweisungen zwischen den Banken künftig schnell und sicher abwickeln zu können setzt Visa auf sogenannte Smart-Contracts. Das sind automatische Algorithmen, die ohne menschliches Zutun Verträge abwickeln. Abgesichert sind die Transaktionen durch die Blockchain-Technologie. Jeder Buchungsvorgang wird verschlüsselt. Dabei wird auch die Information über die Vorgänger-Buchungen mitverarbeitet.
In Österreich haben es Unternehmen aus dem Bitcoin-Bereich noch immer schwer. Obwohl auch heimische Banken an der Technologie interessiert sind, werden Start-Ups im Blockchain-Bereich oft durch eine FMA-Warnung behindert. Dabei warnt die Finanzmartkaufsicht Banken vor Geschäften, die mit Bitcoin zu tun haben. Insider berichten von nicht durchgeführten Buchungen und Problemen bei der Konto-Eröffnung-
Graz als Entwicklungszentrum
Dennoch lassen sich viele Firmengründer dadurch nicht entmutigen. Graz ist eine von drei Städten in Europa, in denen ein BlockchainHub gegründet wurde. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk von Unternehmen, die im Blockchain-Bereich arbeiten. Mitgründer Thomas Zeinzinger vom lab10. Er sieht in der Blockchain eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten abseits der blanken Überweisung von Bargeld. So könnten E-Autos mittels Blockchain selbstständig entscheiden, bei welchem Stromanbieter sie ihre Energie beziehen. Auch umgekehrt sei das Möglich. Eine Solaranlage könnte je nach Preis entscheiden, an welchen Anbieter sie den Sonnenstrom verkauft.
Noch steckt die Entwicklung solcher Lösungen in den Kinderschuhen. Doch das die Blockchain-Technologie Zukunft hat, zeigen auch die jüngsten Initiativen von Swift und der vier Großbanken UBS, Santander, BNY Mellon und Deutsche Bank. Alle wollen neues Digital-Geld auf Blockchain-Basis anbieten.
ROMAN VILGUT