Der US-amerikanische Bankomatbetreiber Euronet, der in Österreich seit Anfang Juli die bisher einzigen gebührenpflichtigen Geldautomaten betreibt, spricht sich strikt gegen ein gesetzliches Verbot von Bankomatgebühren aus. "Wir sind nicht einverstanden damit", sagte der für Österreich, Deutschland, die Schweiz und Skandinavien zuständige Euronet-Manager Martin Croot in einem APA-Interview.
Euronet preschte Anfang Juli als erster Bankomatbetreiber in Österreich mit der direkten Verrechnung von Gebühren bei Geldbehebungen vor. Seither müssen Kunden für jede Behebung an Euronet-Geräten 1,95 Euro bezahlen - unabhängig von der abgehobenen Summe. Der mediale Sturm, der dadurch losgelöst wurde, habe Euronet auch Einnahmen gekostet, gestand Croot ein.
Seither gibt es in Österreich eine Diskussion darüber, ob gebührenpflichtige Bankomaten speziell gekennzeichnet werden sollen, wie es etwa Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) vorschlägt, oder ob es gar ein gesetzliches Verbot geben soll. Konsumentenschutzminister Alois Stöger (SPÖ) plant dazu in Kürze einen Bankengipfel.
Keine Bank, sondern Finanzdienstleister
Croot hält ein gesetzliches Verbot für Bankomatgebühren nicht für sinnvoll. "Niemand ist verpflichtet, bei uns abzuheben", so der Euronet-Manager. Ein etwaiges Verbot würde bloß die unabhängigen Geldautomatenbetreiber vom Markt ausschließen und somit dem Wettbewerb schaden. "Wir machen es so transparent wie möglich", so Croot.
Euronet sei keine Bank sondern ein unabhängiger Finanzdienstleister und als solcher in Österreich ausschließlich von den Einnahmen über die verrechneten Behebungsgebühren abhängig. Euronet habe nicht - wie etwa die österreichischen Banken - die Möglichkeit, die durch das Einmieten, Aufstellen und Betreiben der Geldautomaten entstehenden Kosten mit anderen Einnahmen zu kompensieren, da Euronet in Österreich keine anderen Geschäfte betreibe.
Die Anfang Juli erfolgte Einführung von Gebühren für die Bargeldbehebung begründete Croot damit, dass die Kreditkartengesellschaften Visa und Mastercard die Regeln für die Verrechnung von "Interchange Fees" geändert hätten. Dadurch hätten sich in Österreich für über 80 Prozent der Euronet-Transaktionen die Gebühren halbiert. "Wir setzen nur Richtlinien um", sagte Croot.
Geräte sollen schon gut erkennbar sein
Keinen Änderungsbedarf für Euronet sieht der für Österreich zuständige Manager Daniel Menzel hinsichtlich der ebenfalls diskutierten verpflichtenden Kennzeichnung von gebührenpflichtigen Bankomaten. Schon jetzt dürfe man das grün-blaue Bankomat-Logo nicht verwenden, da dies den heimischen Banken vorbehalten sei. Euronet-Geräte wären also aufgrund ihrer speziellen Beschriftung schon jetzt als solche erkennbar, zudem habe man auf die Kritik sehr schnell reagiert und die Transparenz erhöht. Der Hinweistext, der im Zuge der Geldbehebung auf dem Display des Bankomaten auf die anfallenden Gebühren hinweist, sei verkürzt, die Schrift vergrößert und der Text prominenter platziert worden.
Beide Euronet-Manager gehen davon aus, dass sich die direkte Verrechnung von Geldbehebungsgebühren längerfristig auch in Österreich durchsetzen wird. "Die Leute werden sich daran gewöhnen. Es geht in diese Richtung. Wir sind überzeugt davon", sagte Croot.
Die Österreicher seien es bisher nicht gewöhnt, fürs Geldabheben zu bezahlen. In allen anderen 20 europäischen Ländern, wo Euronet Gebühren verrechnet, sei dies keine Diskussion. Auch an den Euronet-Standorten in Österreich erhöhe sich die Akzeptanz, für das Abheben auch zu bezahlen, meinte Menzel. "Wir beobachten, dass sich die Abbruchquoten mit der Zeit verringern", so Menzel. Dies hänge auch damit zusammen, dass die Menschen angesichts von Schließungen von Bankfilialen keine Alternativen mehr hätten. Hier springe Euronet ein.
96 Automaten, sechs Mitarbeiter
Euronet betreibt nach eigenen Angaben österreichweit 96 Standorte, die meisten in den Tourismuszentren von Wien, Salzburg und Tirol. Insgesamt gibt es in Österreich rund 8500 Geldautomaten. Sechs Mitarbeiter seien damit beschäftigt, neue Standorte zu finden, so Menzel. In der Zwischenzeit habe auch der Einzelhandelskonzern Rewe die Kündigung der Verträge mit Euronet wieder zurückgezogen, so Menzel. Dies wurde von Rewe gegenüber der APA auch bestätigt.
Grundbedingung für die Rücknahme sei die Zusicherung von Euronet gewesen, an den sechs betroffenen Merkur-Standorten keine Gebühren einzuheben, sagte Rewe-Sprecherin Ines Schurin auf Anfrage.