Bahngewerkschafter Roman Hebenstreit plädiert für die Auflösung der Verkehrsverbünde. Derzeit gibt es sieben Verbünde in Österreich. Ihretwegen sei ein kundenfreundliches, übersichtliches Tarifsystem nicht möglich, kritisiert der Vorsitzende des Fachbereichs Eisenbahnen in der Gewerkschaft vida im Gespräch mit der APA: "Wir sind ein kleines Land und können uns diese Zersplitterung nicht leisten."

Jedes österreichische Bundesland hat derzeit einen eigenen Verkehrsverbund, nur Wien, Niederösterreich und Burgenland sind im Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) zusammengefasst. Wegen der Verkehrsverbünde gebe es eine undurchschaubare Tariflandschaft in Österreich, kritisiert Hebenstreit. Schüler oder Pendler über Verbundgrenzen würden benachteiligt, weil sie in vielen Fällen zwei Jahreskarten kaufen müssten. Auch für Buspassagiere gebe es Probleme: Die Tarife und Linien enden oft an der Landesgrenze, die Fahrgäste müssten in andere Busse umsteigen. Die sieben Verkehrsverbünde müssten alle eigenes Know-how für Bestellungen öffentlicher Verkehrsleistungen aufbauen - für den Gewerkschafter ein "föderaler Bürokratie-Wahnsinn".

Außerdem gebe es in manchen Bundesländern sogar zwischen dem Verkehrsverbund und dem Verkehrslandesrat Konflikte. Bei einer einheitlichen Bestellung öffentlicher Verkehre durch eine Bundesbestellungsorganisation wäre ein einheitliches Tarifsystem, ein einheitliches e-Ticket, eine einheitliche App möglich, so Hebenstreit. Natürlich müssten die Interessen der Bundesländer auch im neuen System berücksichtigt werden.

Eine weitere Verwaltungsvereinfachung sollte bei den Eisenbahnbehörden passieren, fordert der Bahngewerkschafter: Derzeit gebe es über 100 Eisenbahnbehörden in Österreich, da Bund, Länder und Bezirkshauptmannschaften alle eisenbahnbehördliche Befugnisse haben. Die einzige Bahnbehörde mit bundesweiter Alleinkompetenz sei das Verkehrsarbeitsinspektorat, das überall durchgreifen könne - für den Gewerkschafter ein Best-practice-Beispiel. Die zersplitterte Eisenbahnverwaltung sollten verschlankt und auf eine einzige, kompetente Bundesbehörde konzentriert werden. "Das würde uns eine Menge sparen", meint Hebenstreit.

Noch ein ganz anderes Thema brennt dem ÖBB-Konzernbetriebsratschef Hebenstreit unter der Haut: Die Gewalt gegen Bahn- und Busbeschäftigte steige leider immer weiter an. Die Kolleginnen und Kollegen seien bei der täglichen Arbeit mit immer aggressiver werdenden Fahrgästen konfrontiert, die etwa bei der Aufforderung, das Ticket zu zeigen, sofort ausrasten. Erst vor einigen Tagen wurde in Salzburg ein Busfahrer niedergeschlagen. Die Gewerkschaft biete psychosoziale Betreuung und Beratung nach Übergriffen an, weiters gebe es Schulungen zur Konfliktprävention.

Um den Respekt gegenüber Zugbegleitern und Buschauffeuren zu erhöhen sollte jeder Übergriff auf einen Bahn- oder Busmitarbeiter so geahndet werden wie ein Übergriff auf einen Polizisten, fordert Hebenstreit. Weiters sollte das Sicherheitspersonal auf Bahnhöfen und in Zügen aufgestockt werden, denn von Kamera-Überwachung hält er wenig: "Nur Menschen schützen Menschen".