Aufruhr, Hamsterkäufe und lautstarke EU-Kritik. Vor sieben Jahren dominierte in Österreich vor allem ein Thema: das nahende Aus für die 100-Watt-Glühbirne, die ab 1. September EU-weit nicht mehr verkauft werden durfte. So schrieb es die Ökodesign-Richtlinie der EU vor, die 2005 vom EU-Parlament und den Regierungen beschlossen worden ist, mit dem Ziel, Elektrogeräte umweltfreundlicher zu machen und Stromfresser aus den Haushalten zu verbannen.

Als dann aber die Umsetzung nahte, schien der kollektive Abschiedsschmerz um die Glühbirne grenzenlos zu sein. Selbst der damalige Vizekanzler Josef Pröll gab zu, sich mit Glühbirnen eingedeckt zu haben. 2005 hatte Pröll die Richtlinie als Umweltminister noch mitbeschlossen.

Doch mit der 100-Watt-Birne war es nicht getan. Heute leuchtet nur noch in wenigen Haushalten das warme gelbe Licht einer Glühbirne. Bis 2012 wurde eine Wattstufe nach der anderen verboten. Um der lauten Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen, gab es spektakuläre Rechenbeispiele: Der Stromverbrauch werde um 16 Terawattstunden sinken. Mindestens zehn 800-Megawatt-Kraftwerke könne man einsparen. Zum Vergleich: Das Atomkraftwerk Krško hat eine Nettoleistung von rund 700 Megawatt, das AKW Bohunice von rund 900 Megawatt.

100 Terrawattstunden weniger

Und tatsächlich: Zwischen 2010 und 2014 sank der Stromverbrauch in der EU sogar um 100 Terawattstunden. Das entspricht 31 Kraftwerken von der Größe des Gas- und Dampfkraftwerks Mellach. Allerdings hat diese Ersparnis nichts mit Energiesparlampen zu tun, erklärt Harald Proidl vom Stromregulator E-Control: „Beleuchtung ist nur ein kleiner Teil des Energieverbrauchs eines Haushalts.

Der starke Rückgang im Verbrauch kann unmöglich durch Energiesparlampen erklärt werden.“ Auslöser sei die seit Jahren schwächelnde Wirtschaft in Europa. „Wenn ein ganzer Industriezweig weniger produziert, wirkt sich das viel stärker aus als das Glühbirnenverbot.“ Natürlich ist der Stromverbrauch auch in privaten Haushalten zurückgegangen. Doch das liege vor allem an den großen Geräten, sagt Proidl: „Kühlschrank, Waschmaschine und Wäschetrockner verbrauchen am meisten Strom.“ Energiesparende Apparate senken den Stromverbrauch deutlich.

Schlupfloch Halogenlampe

Der Effekt des Glühbirnenverbots wird zusätzlich geschmälert, weil Hersteller Halogenlampen in Form von Glühbirnen auf den Markt gebracht haben. Dabei nutzten sie ein Schlupfloch: die Messtoleranz bei der Angabe des Stromverbrauchs. „Diese gilt eigentlich nur für Kontrollen“, erklärt Christian Kornherr vom Verein für Konsumenteninformation. „Die Industrie hat die Toleranz in vollem Umfang genutzt.“ Die Folge: Es sind Produkte am Markt, die eigentlich nicht genehmigt wären.

Diese Halogenbirnen hätten heuer verschwinden sollen. Doch die EU-Kommission hat aus den Fehlern gelernt. LED-Lampen werden bisher nicht als geeigneter Ersatz gesehen. Daher haben Halogenbirnen zwei Jahre Schonfrist. Der E-Control-Experte Proidl ist jedoch überzeugt: „LED ist die Zukunft. Technisch sind die Leuchtdioden einfach. Deshalb sind sie zuverlässig.“ Proidl ist überzeugt, dass LED-Lampen wirklich jahrelang halten – ganz im Gegensatz zu Energiesparlampen, die dieses Versprechen nie eingehalten haben.

50.000 Stunden haltbar

Wie lange LEDs wirklich leuchten, weiß Michael Engel, Geschäftsführer des Lichttechnikspezialisten XAL. Die Firma stellt LED-Lampen für Handel und Gewerbe her. „Gute Leuchten sind auf 50.000 Stunden ausgerichtet.“ Leuchten für normale Glühbirnenfassungen sind für Engel lediglich ein Übergangsprodukt. Er sieht die Zukunft in fix verbauten Lichtkörpern.

Doch was viele Konsumenten an Energiesparlampen und LED-Birnen stört, ist das bläuliche Licht. Es wird als unangenehm empfunden. Eine Lösung bietet das Start-up EcoCan. Mit Spezialfolien kann die Lichtwärme angepasst werden. Auch die Helligkeit lasse sich damit regeln, sagt Werner Färber, Geschäftsführer von EcoCan. Damit sei das Licht dann auch mit jenem der klassischen Lampen vergleichbar.

Was vom Glühbirnenverbot bleibt: ein Imageschaden für die EU, den keine Folie mehr wettmachen kann.