Die Konsumausgaben und Investitionen der österreichischen Privathaushalte sind im Jahr 2015 um 1,6 Prozent gegenüber des Vorjahres auf 179,1 Milliarden Euro gestiegen. Ausschlaggebend für das Plus ist aber nicht, dass die einzelnen Haushalte mehr ausgegeben haben, sondern dass ihre Anzahl um 1,3 Prozent gestiegen ist, hieß es bei der Präsentation des aktuellen Branchenradars am Dienstag in Wien.

Heruntergebrochen hat jeder einzelne Haushalt im vergangenen Jahr 46.900 Euro ausgegeben, dieser Wert liegt nur um 0,3 Prozent höher als im Vorjahr, unterstrich Andreas Kreutzer von "Kreutzer Fischer & Partner". Mehrausgaben flossen vor allem in kurzfristige Anschaffungen wie Kleider, Urlaubsreisen oder die Gastronomie. Bei längerfristigen Investitionen waren die Österreicher hingegen eher zurückhaltend. Grund dafür ist vor allem die ungewisse wirtschaftliche Lage. Die Österreicher wissen nicht, "wie es in der Zukunft weiter geht", sagte Kreutzer.

Fast 50 Milliarden Euro fürs Wohnen

Den mit Abstand größten Ausgabenblock stellte erneut der Bereich "Bauen und Wohnen" mit 49,1 Mrd. Euro oder 27,4 Prozent der Gesamtausgaben, was einem Anstieg um 1,7 Prozent entspricht. Ausschlaggebend für das Plus waren insbesondere die gestiegenen Miet- und Betriebskosten sowie der florierende Neubau aufgrund der niedrigen Kreditraten. Investiert in den Wohnraum wird dann aber weniger: Die Ausgaben für Gebäudesanierung sind um 2,5 Prozent zurückgegangen.

Auf Platz zwei folgt mit einem Anteil von 15,9 Prozent bereits die Gruppe "Freizeit und Urlaub" mit 28,4 Milliarden Euro (plus 3,4 Prozent). Verlierer bei den Reisen sind die Pauschalangebote. Zwar konnten auch sie noch ein plus von 1,7 Prozent verbuchen, der Trend geht aber eindeutig in Richtung Individualreisen, die via Internet selbst gebucht werden. Im Urlaub selbst saß die Geldbörse ebenfalls locker: Durchschnittlich gaben die Österreicher während ihrer Ferien um fünf Prozent mehr aus als 2014.

Bei den institutionalisierten Einkäufen (14,9 Prozent oder 26,6 Mrd. Euro) wie Lebensmittel und Drogeriewaren setzte sich ein Trend fort: Die Österreich kochen immer weniger zuhause. Zwar zahlten die Österreicher generell 1,3 Prozent mehr für diese Gebrauchsgüter, doch waren dafür vor allem die gestiegenen Preise verantwortlich. Große Gewinner sind die Gastronomie (plus 3,3 Prozent) und mit plus 7,6 Prozent das sogenannte Home Meal Replacement, bei dem Mahlzeiten entweder geliefert oder vom Restaurant abgeholt werden.

Weniger Ausgaben für Treibstoff

In die Mobilität flossen mit 20,5 Milliarden 11,4 Prozent der Gesamtausgaben, was einem minus von 2,7 Prozent entspricht. Grund für den Rückgang waren insbesondere die billigen Mineralölpreise. Durch diesen Preisverfall wurden Kreutzer zufolge 835 Millionen Euro an Kaufkraft freigegeben, wovon wiederum die Gastronomie und Freizeitwirtschaft sowie die Modeindustrie überproportional profitierten.

Weitere 16,6 Milliarden Euro (9,3 Prozent.) waren den Österreichern persönliche Gebrauchsgegenstände und Dienstleistungen wie Bekleidung und Friseur wert, 12,6 Milliarden Euro (sieben Prozent) flossen in Kreditrückzahlungen sowie "sonstigen Finanzaufwand" wie Kontogebühren, Strafen oder Spenden. Mit annähernd derselben Summe, nämlich 12,2 Milliarden Euro, stützten die privaten Haushalte aus ihrem Nettoeinkommen das heimische Gesundheits- und Pflegesystem "das im Prinzip eigentlich aus Sozialabgaben und Steuermitteln zu finanzieren wäre", sagte Kreutzer. Die restlichen rund 13 Milliarden Euro wurden u.a. für Kommunikation, Medienkonsum, Bildung und Kinderbetreuung außer Haus verwendet.

Ein genauer Blick in den Branchenindex lieferte auch kuriose Details: So wurden beispielsweise Vorjahr von den Haushalten deutlich mehr für Erotikartikel (178 Millionen Euro) ausgegeben als für berufliche Weiterbildung (133 Millionen Euro). Die Investition für Tote (Begräbniskosten, Friedhofsgebühr, Grabpflege) überstieg mit 814 Millionen deutlich jene für Bildung für Nachwuchs: 540 Millionen Euro wurden für Schulgeld, Studiengebühren und ÖH-Beitrag aufgewendet.