Der Sektor Verkehr stellt mit 45 Prozent Anteil (22,1 Tonnen) bei der Prognose der Umweltbundesamts für 2015 den absolute Spitzenreiter bei den Treibhausgasen (THG) außerhalb des Emissionshandels dar. Der Handlungsbedarf, um die Klimaziele zu erreichen, ist also offensichtlich, doch der langfristige Trend ging in die falsche Richtung. Die Emissionen stiegen von 1990 bis 2014 um 57,6 Prozent.
Dies bedeutet den höchsten Zuwachs aller Sektoren in diesem Zeitraum, hieß es im am Donnerstag veröffentlichten Klimaschutzberichts des Umweltbundesamts. Und dieser Zuwachs ist bedingt durch den Anstieg der Fahrleistung im Straßenverkehr: Im Vergleich zu 1990 ist die inländische Fahrleistung von Pkw um rund 60 Prozent gestiegen und von Lkw um rund 70.
Von den Emissionen werden dabei rund 53 Prozent durch den Pkw-Verkehr in die Luft geblasen, der Rest durch Zweiräder, Busse sowie den Güterverkehr. "Der überwiegende Teil davon wird nicht durch Transitverkehr verursacht", erläuterte Jürgen Schneider, Klima-Experte im Umweltbundesamt, bei einem Hintergrundgespräch in Wien. "Der Emissionsausstoß pro Person und gefahrenen Kilometer hat sich in den vergangenen 25 Jahren nicht verändert", nannte Schneider einen bedenklichen Umstand.
Lkw tanken in Österreich
Der fast 200 Seiten umfassende Bericht mit den Zahlen bis 2014 zeigt dabei auf, dass der Schwerverkehr mit 90 Prozent hauptverantwortlich für die Kraftstoffexporte ist. Und seit 1990 sind die THG-Emissionen des Kraftstoffexports, die auf den Schwerverkehr zurückzuführen sind, um rund 4,2 Mio. Tonnen gestiegen. Mit ein Grund sind hier die hohen Spritpreise in Italien. Der unter anderem daraus resultierende Tanktourismus, der dem Staat eine Milliarde Euro pro Jahr an Einnahmen bringt, ist für den Experten auch der Hauptgrund für die niedrigen Spritpreise.
Ein EU-Vergleich (Quelle: ARBÖ, Stand 20. Juli) zeigt, dass etwa zumindest nur sechs Staaten Diesel billiger abgeben. Eine Erhöhung der Mineralölsteuer wäre jedoch angebracht, so der Experte. Weitere Maßnahmen auf dem Weg zum Klimaziel wären eine Ökologisierung bzw. eine moderate Umgestaltung der Pendlerpauschale sowie strengere Grenzwerte beim Treibstoffverbrauch als Motivation für die Kfz-Industrie.
Die Vorschläge im Klimaschutzbericht umfassen weiters eine Attraktivierung der E-Mobilität, einen Ausbau der Schieneninfrastruktur und den Erhalt der Regionalbahnen "als wesentlichen Bestandteil eines nachhaltigen Verkehrssystems". Einige Forderungen könnten vielleicht bald Realität werden: Um den Verkehr klimafreundlicher zu gestalten, sollen demnach Elektroautos interessanter und das Fahren mit Benzin und Diesel sukzessive teurer werden, sagte Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) am Donnerstag gegenüber der "Presse". Und Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) plant für Herbst ein Paket zur Ankurbelung der E-Mobilität.
Mehr CO2-Ausstoß
Die österreichischen Treibhausgas-Emissionen werden 2015 nach einer ersten Einschätzung des Umweltbundesamts gegenüber 2014 um rund 3,2 Prozent anwachsen. Damit liegt Österreich über dem EU-Schnitt, der von Statistikamt Eurostat mit 0,7 Prozent beziffert wurde. Als Ursachen nannte Jürgen Schneider, Klima-Experte im Umweltbundesamt, mehr Energie durch Gaskraftwerke, mehr Heiztage und mehr Verkehr.
Ein Trend in die falsche Richtung, nachdem gestern, Mittwoch, bekannt geworden war, dass die EU-Kommission für Österreich - in den Bereichen außerhalb des Industriesektors - bis 2030 eine Reduktion von 36 Prozent vorsieht. Immerhin war der Anstieg im Jahr 2015 in diesem Bereich mit rund zwei Prozent oder geschätzten 49,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (2014: 48,2 Tonnen) etwas geringer. Die nationale Gesamtmenge wuchs hingegen auf 78,8 Tonnen (2014: 76,3 Tonnen). Die zwei guten Nachrichten: Zum einem liegt die Gesamtmenge damit immer noch auf dem zweitniedrigsten Wert der vergangenen Dekade und zum anderen bleibt Österreich mit diesem auch unter der verbindlichen EU-Vorgabe.
Mit dem neuen Ziel minus 36 Prozent ist es aber klar, dass die Emissionen in Zukunft deutlich sinken müssen, erläuterte Schneider in einem Hintergrundgespräch. Besonders beim "Sorgenkind", dem Verkehrssektor seien aktive Maßnahmen gefordert, wie auch bei den Erneuerbaren Handlungsbedarf herrscht, nachdem durch den niedrigen Ölpreis hier die "wirtschaftliche Motivation" eingebrochen sei.