Volkswagen muss wegen des Abgasskandals in den USA voraussichtlich bis zu 14,7 Milliarden Dollar (13,4 Milliarden Euro) für Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen ausgeben. Das geht aus einem Dokument hervor, das US-Kläger am Dienstag bei einem Gericht in San Francisco einreichten.
Die Aufarbeitung des Diesel-Skandals in den USA wird für den deutschen Autokonzern laut der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg jedenfalls deutlich teurer werden als bisher erwartet. Die Gesamtsumme eines anstehenden Vergleichs mit privaten Klägern und Behörden belaufe sich mit den genannten 14,7 Milliarden Dollar rund 5 Milliarden über der erwarteten Summe.
Bis zu 10.000 Dollar für jeden Autobesitzer
VW hatte im April eine Grundsatzeinigung mit Klägern in den USA erzielt. Am heutigen Dienstag müssen der Konzern und die Gegenseite dem zuständigen US-Richter Charles Breyer nun einen Vergleichsvorschlag vorlegen. Laut Bloomberg sollen alleine an Entschädigungen für Käufer mehr als 10 Milliarden Dollar fließen - bis zu 10.000 Dollar pro Autobesitzer. Hinzu kämen 2,7 Milliarden Dollar an Strafen der US-Umweltbehörden EPA und CARB sowie weitere 2 Milliarden Dollar, die VW in Technologien zur Abgasreduzierung stecken müsse. Ein weiterer Vergleich mit mehreren US-Bundesstaaten koste zusätzliche 400 Millionen Dollar.
In den USA steht viel auf dem Spiel
Die USA sind das Land, in dem der Abgas-Skandal das größte finanzielle Risiko für VW birgt. Das Unternehmen hat dort eindeutig gegen Abgas-Vorschriften verstoßen und das auch eingeräumt, Behörden haben Milliardenstrafen angedroht, Kunden haben zahlreiche Sammelklagen eingereicht. Es steht viel auf dem Spiel. Andererseits wäre auch eine wichtige Baustelle für VW im Abgas-Skandal geschlossen, wenn eine Einigung in den USA gelingt. Der Konzern könnte sich in dem für ihn schwierigen Markt endlich wieder auf sein eigentliches Problem konzentrieren: mehr Autos verkaufen.
Keine Entschädigung in Europa
Volkswagen hat wiederholt deutlich gemacht, dass eine Entschädigung wie in den USA in Europa und damit auch in Deutschland nicht infrage komme. Vorstandschef Matthias Müller selbst hat das Ende April ausgeschlossen. Verbraucherschützer kritisieren, dass Kunden in den USA mehr bekommen sollen. Einige Anwaltskanzleien haben sich zum Ziel gesetzt, auch für betroffene Autobesitzer in Europa Schadenersatz zu erstreiten. Die Erfolgsaussichten sind aber aufgrund der unterschiedlichen Rechtssysteme ungewiss.