Die Umrüstung am Automarkt hat begonnen. Die EU macht Druck. Ab 2021 dürfen Neuwagen in der EU nicht mehr als 3,8 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen und maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft blasen. Die Alternative, die E-Fahrzeugtechnologie, ist ausgereift. Österreich besitzt 400 Aufladestationen. Aber die Verbreitung der leisen Boliden harrt mit zwei Prozent noch in den Startlöchern.
Es mangelt nicht am Willen. Die heimischen Verantwortlichen im Bereich Verkehr, Infrastruktur, Forschung & Entwicklung und Elektrifizierung signalisierten am Dienstag in Wien "Grünes Licht" für die Zukunft des fossilfreien Autoverkehrs. Anlass war die Fertigstellung des grenzüberschreitenden Ladenetzwerks auf der Westachse, "Crossing Borders".
Bratislava bis München
Damit ist die reibungslose Fahrt für Elektroautos von Bratislava über Wien, Salzburg bis nach München gesichert. Bis 2020 soll Österreich flächendeckend mit Ladestationen für E-Autos ausgestattet sein, so das Ziel von Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ). Der Klima- und Energiefonds hat das Projekt "Crossing Borders" mit insgesamt drei Millionen Euro aus dem Topf des Verkehrsministeriums gefördert.
Der sich seit drei Wochen im Amt befindliche Minister will noch heuer einen "Elektromobilitätsplan" vorstellen. Ähnlich dem norwegischen Modell seien viele Varianten der Förderung von Elektroautos denkbar, sagte er vor Journalisten. Ihre Benützer sollen Fahrprivilegien erhalten. Im Ministerium denkt man jedenfalls über Steuervorteile bis hin zur Nutzung von Busspuren nach. Auch ein Prämiensystem sei denkbar, erklärte Leichtfried. Länderspezifisch seien die Regelungen aber noch "unkoordiniert". Hierfür brauche es ein "Gesamtpaket".
Norwegen als Vorbild
Leichtfried ist überzeugt, dass Elektroautos in Zukunft den Weltmarkt beherrschen werden. Aber Österreich und viele europäische Länder hinken dem Vorzeigeland Norwegen weit hinterher. Der skandinavische Staat gilt als "Role Model". Norwegen hat durch ein massives Förderungssystem die Zahl der Elektroautos innerhalb von acht Monaten auf 20 Prozent erhöht.
In Österreich wurden im ersten Quartal des laufenden Jahres 1.264 Elektrofahrzeuge (+97,8 Prozent) neu zugelassen. Nicht zuletzt stieg die Zahl durch die steuerliche Begünstigung von Firmenwägen. Aber ihr Anteil am Gesamtmarkt liegt derzeit noch bei rund zwei Prozent. Laut Statistik Austria waren Ende 2015 4,7 Mio. Pkw in Österreich zugelassen. Der Anteil der Elektroautos lag zu Jahresende bei etwas mehr als 5.000 Stück.
Der Ausbau stationärer Steckdosen für Elektroautos ist, zumindest in Österreich, mit 400 Aufladestationen, davon 200 Schnell-Aufladestationen, derzeit noch ausreichend, so die Elektroauto-Plattform Smatrics. Dafür hat Smatrics einen hohen einstelligen Millionenbetrag" investiert, sagte Smatrics-Chef Michael Fischer.
Die Technik der Elektroautos sei "schon längst ausgereift", versicherte der Verkehrsplaner und Geschäftsführer von TRAFFIX, Andreas Käfer. Der Elektroauto-Hersteller Tesla habe dies bewiesen. Die Crux liege bei der mangelnden Flächendichte der Ladestationen in Europa. Auch deren Auffinden besitze ihre Tücken.
Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber rechnet spätestens in einigen Jahren mit Profiten aus der "Elektrifizierung der Welt", die nicht bei den Fahrzeugen haltmachen werde. Derzeit noch bestehende Hemmnisse, wie etwa Reichweite der Batterien, zu teure Preise für Elektroautos würden sich einrenken. Er sehe nicht das große Hemmnis. Aber die Bürokratie müsse nachziehen. Im Moment kämpfe man mit den "Mühen der Ebene".