Das kleine EU-Land Luxemburg plant, Europas Nummer eins im Zukunftsgeschäft des Weltraum-Bergbaus zu werden. Mit der Initiative "Space Resources" will das Land die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Abbau von Rohstoffen auf Asteroiden klären. Und Forscher und Firmen ins Land locken, um dafür notwendige Technologien zu entwickeln. Zwei wichtige Partner hat das Großherzogtum ins Boot geholt: Die US-Unternehmen Deep Space Industries (DSI) und Planetary Resources haben gerade ihre Europa-Niederlassungen in Luxemburg eröffnet.
Warum ist der Bergbau auf erdnahen Himmelskörpern so attraktiv?
Nach Ansicht von Experten schlummern Milliardenwerte auf Gesteinsbrocken im All. Asteroide zum Beispiel weisen eine sehr hohe Konzentration von Edelmetallen wie Platin und von Metallen der Seltenen Erden auf, die in vielen Schlüsseltechnologien zu finden sind. Viele Rohstoffe sind auf der Erde immer schwerer abzubauen, zudem sind sie endlich.
Sollen die Rohstoffe alle zur Erde transportiert werden?
Nein, es geht vor allem darum, künftige Weltraumaktivitäten zu ermöglichen. Rohstoffe aus dem All sollen auch im All verwendet werden. Dies macht Raumfahrt billiger. Beispielsweise hofft man, Wasserstoff und Sauerstoff als Treibstoff für Raumfahrzeuge im All gewinnen oder Astronauten mit auf Asteroiden gefundenem Wasser versorgen zu können. Luxemburg spricht hier von einer "völlig neuen Weltraumindustrie".
Sind Abbau und Nutzung im All technisch überhaupt möglich?
Ja - sagen die Forscher. Auf den kleinen Asteroiden, die in acht Monaten von der Erde aus erreichbar sind, werden die mit Raketen hochgeschossenen Raumfahrzeuge nicht landen, sondern nur andocken und sich mit Hilfe einer Art Anker am Boden halten. Anschließend sollen Roboter die Materialien bergen. Eine erste Erkundungsmission mit einem kleinen Prototypen könnte bereits innerhalb den nächsten fünf Jahre starten.
Was sind die wirtschaftlichen Vorteile?
Verschiedene. In der Raumfahrt könnten weniger teure Raketenstarts als bisher nötig und längere Reisen von Raumschiffen möglich werden. Gelingt es, das auf bestimmten erdnahen Himmelskörpern vorhandene Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten, seien Weltraum-Tankstellen denkbar, die Missionen beispielsweise zum Mars ermöglichen. Am wertvollsten seien Wasser, Eisen und Nickel im Weltraum. Andere Edelmetalle könnten den Bau von Geräten, aber auch von Raumfahrzeugen oder Unterkünften im Weltall ermöglichen.
Wieso entdecken gerade die Luxemburger jetzt die Asteroiden?
Ganz so ist es nicht. Schon viele andere Wissenschafter befassen sich mit dem Thema. Beispielsweise die US-Weltraumbehörde NASA, die europäische Weltraumagentur ESA, japanische und französische Institutionen sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). In den USA gibt es zwei private Unternehmen, DSI und Planetary Resources, die am Asteroiden-Bergbau arbeiten.
Warum traut sich Luxemburg das zu?
Die Luxemburger setzen auf Forschung, um nicht nur auf den Finanzsektor angewiesen zu sein. Und sie haben Weltraum-Erfahrung: Der Staat beherbergt den weltweit führenden Satellitenbetreiber SES, der in Europa wegen seiner Astra-Satelliten bekannt ist. SES wurde 1985 gegründet, als viele Leute den Fernsehempfang via Satellit noch für Spinnerei hielten. Ebenso wie damals hofft man darauf, nun wieder einen Zukunftsmarkt besetzen zu können. Luxemburg will sich vor allem in der Forschung finanziell engagieren. Das Budget wird im Dezember 2016 festgelegt.
Noch offene Fragen?
Jede Menge. Es gibt auch Experten, die die technischen Probleme für unüberwindbar halten. Eine wichtige Frage ist auch: Wem gehören eigentlich die Rohstoffe im Weltraum? Die luxemburgische Regierung ist überzeugt, dass Ressourcen im All gemäß dem Weltraumvertrag von 1967 genutzt werden dürfen. Luxemburg will nun als erstes europäisches Land eine nationale Gesetzgebung zum Weltraum-Bergbau auf den Weg bringen, um Investoren Sicherheit zu geben.