"Wir sind die Nummer eins in Europa in der Branche", erklärte AT&S-Vorstandschef Andreas Gerstenmayer. Der börsennotierte Leiterplattenhersteller AT&S hat im Geschäftsjahr 2015/16 bei mehr Umsatz weniger verdient. Der Rückgang beim Gewinn sei auf die Großinvestition in ein Werk in der chinesischen Stadt Chongqing zurückzuführen, hieß es bei der Bilanzpressekonferenz in Wien. Das High-Tech-Unternehmen mit Sitz in Leoben setze damit voll auf weiter wachsende Märkte seiner Kunden.
Insgesamt werde auf den Mix zwischen Europa als Stammsitz und Asien als Produktionsstandort für die Serienproduktion gesetzt: Während an den zwei österreichischen Standorten Leoben und Fehring unverändert rund 1200 bis 1300 Leute arbeiten, wird in China groß investiert. Die zwei heimischen Standorte müssten - wie alle anderen auch - eine Profitabilität aufweisen, die ihrem Geschäft entspreche, erläuterte Gerstenmayer: "Es gibt derzeit keinen Grund zur Annahme, dass da größere Veränderungen anstehen". Auch in Österreich werde punktuell investiert.
In Chongqing in Zentralchina wird ein neues AT&S-Werk aufgebaut, wo sogenannte IC-Substrate sowie substratähnliche Leiterplatten produziert werden. Die Serienproduktion der IC-Substrate startete bereits im Februar 2016, also kurz vor Ende des Geschäftsjahres mit Ende März. Eine zweite Produktionslinie für IC-Substrate soll gegen Jahresende 2016 in Betrieb gehen. Die substratähnlichen Leiterplatten sollen in der zweiten Jahreshälfte 2016 in Serienproduktion gehen.
Motiviert für die Investitionen sieht sich das Unternehmen durch die weiterhin starke Nachfrage nach mobilen Endgeräten. Der Markt im Kundensegment Smartphones wuchs im Jahr 2015 um 10 Prozent und war damit weiterhin das am stärksten wachsende Segment der globalen Elektronikindustrie. "Smartphones sind die Technologietreiber und Wachstumsbringer", betonte Gerstenmayer. Doch auch im schwierigeren Markt der Computer-Anwendungen wird neues Wachstum für Server und Speicher-Computer im Zuge der "Internet der Dinge"-Anwendungen erwartet.
Finanzvorstand Karl Asamer präsentierte die Zahlen: Der Umsatz legte zwar um 14,4 Prozent auf 762,9 Mio. Euro zu, ohne Währungseffekte bleiben immerhin fünf Prozent rein organisches Wachstum. Damit wurde ein neuer Rekordumsatz erzielt. Der Gewinn sank um 19,3 Prozent auf 56 Mio. Euro, der Gewinn pro Aktie ging von 1,78 Euro auf nunmehr 1,44 Euro zurück. Das operative Ergebnis (EBIT) ging um 14,6 Prozent auf 77,0 Mio. Euro zurück, die EBIT-Marge lag bei 10,1 Prozent nach 13,5 Prozent im Jahr davor.
Für Chongqing ist ein Gesamtinvestment in Höhe von 480 Mio. Euro in der ersten Phase bis Mitte 2017 veranschlagt. Die Abschreibung und Amortisation soll durchschnittlich 10 Jahre dauern. Das Investment in das IC-Substrate-Projekt lag per Ende des Geschäftsjahrs (31.3.2016) bei 208,7 Mio. Euro, die Investitionen in die substratähnlichen Leiterplatten lagen bei 82,9 Mio. Euro.
Die Eigenkapitalquote sank im vergangenen Geschäftsjahr von 49,5 auf 42,3 Prozent. Die Nettoverschuldung stieg von 130,5 Mio. auf 263,2 Mio. Euro. Der Nettoverschuldungsgrad stieg von 21,6 auf 46,3 Prozent.
Im Ausblick verwies CEO Gerstenmayer auf die Strategie, dass man die Technologieführerschaft weiter ausbauen wolle. "Es gibt künftig viele smarte Dinge", verwies er auf den zunehmenden Einsatz von Elektronik in vielen Lebensbereichen. Dafür wolle man immer effizientere Lösungen für die Kunden anbieten. Das mittelfristige Umsatzziel des Unternehmens liege bei einer Milliarde Euro. Im Geschäftsjahr 2016/17 werde man sich auf den Aufbau in Chongqing konzentrieren. "Wenn das Umfeld einigermaßen stabil bleibt erwarten wir ein Umsatzwachstum von 10 bis 12 Prozent". Die EBITDA-Marge soll auf Basis der zu erwartenden Anlaufkosten für das weitere Hochfahren in Chongqing bei 18 bis 20 Prozent liegen. Die höheren Abschreibungen von zusätzlich 40 Mio. Euro jährlich für Chongqing sollen das EBIT deutlich beeinflussen.
Die AT&S Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft mit Sitz im steirischen Leoben beschäftigt weltweit rund 8.800 Mitarbeiter, davon etwa 1300 in Österreich. Ex-SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch hält 16,3 Prozent der Aktien, 17,8 Prozent hält Willibald Dörflinger, der Rest (65,9 Prozent) ist im Streubesitz.