Die Österreicher haben im Vorjahr trotz rückläufigen Automatenspielangebots erneut mehr Geld für Glücksspiele und Sportwetten ausgegeben. Die Nettoerlöse der Branche stiegen 2015 um gut drei Prozent auf 1,551 Milliarden Euro, errechnete der Berater Kreutzer Fischer & Partner. Kräftig zulegen konnten Casinos, Sportwetten und Online-Gaming, Automatenspiele verloren. Lotterien hielten sich relativ stabil.
Die höchsten Nettoerlöse - das sind die Bruttospielerträge (BSE), die sich aus den Spieleinsätzen abzüglich der Gewinnausschüttungen errechnen - erwirtschafteten mit deutlichen Abstand erneut die Lotterie-Glücksspiele. Sie nahmen im Vorjahr 663 Millionen Euro ein, ein leichtes Minus von 0,90 Prozent zu 2014. Und dies, obwohl es bei "Lotto 6 aus 45" nach einer Preiserhöhung im Juli 2014 zu einem Umsatzplus von 5 Prozent gekommen ist, geht aus dem am Dienstag von dem Beratungsunternehmen veröffentlichten "Branchenradar" zum Glücksspiel- und Sportwettenmarkt hervor.
Illegale Automaten
Das zweitstärkste Glücksspielsegment, die Automatenglücksspiele und Video-Lotterie-Terminals (VLT), erwirtschafteten nicht zuletzt wegen des mit 2015 in Wien in Kraft getretenen "Automatenverbotes" mit 338 Millionen Euro um 10 Prozent weniger. Dies obwohl der Markt von einem deutlichen Anstieg des "Grauen Marktes" gestützt wurde. Die Nettoerlöse mit illegalen Automaten stiegen laut Studie um 60 Prozent auf 116 Millionen Euro. Rund 600 neue Apparate sind in Wien ohne Bewilligungen neu auf den Markt gebracht worden. Zu einem neuen "Hotspot" habe sich Oberösterreich entwickelt. In Westösterreich blieb die Anzahl der illegalen Automaten mit rund 1700 dagegen konstant hoch. Gleichzeitig brachen die Automatengeschäfte von Novomatic und WINWIN im zweistelligen Prozentbereich ein.
Vom Wiener Automatenverbot konnten wiederum die Spielbanken (Casinos) profitieren. Ihre Nettoerlöse stiegen um mehr als ein Viertel auf 212 Millionen Euro, wobei 80 Prozent des Wachstums auf die beiden Standorte Wien und Baden entfielen.
Aber auch der Sportwettenmarkt profitierte vom Automatenverbot und expandierte im Vorjahr erneut kräftig. In diesem Segment stiegen die Nettoerlöse um gut 19 Prozent auf 186 Millionen Euro. Der Zuwachs kam dabei zur Gänze aus dem stationären Geschäft, da nur dort die Möglichkeit besteht, als Ersatz zum Automatenspiel auf Sportwetten umzusteigen.
Boom bei Online-Glücksspiel
Daneben boomt in Österreich das Online-Gaming. Hier stiegen die Bruttospielerträge um 15 Prozent auf 152 Millionen Euro. Dies führen die Berater weniger auf Kannibalisierungseffekte zurück, sondern vielmehr auf neue Spielangebote mit Mikroeinsätzen und die zunehmende Verfügbarkeit von Smartphones. Damit hätten neue Zielgruppen - beispielsweise Frauen - erschlossen werden können.
"Eine geglückte Reform sieht anders aus", kommentiert Studienautor Andreas Kreutzer die Ergebnisse angesichts des weiter wachsenden Glücksspielmarktes. Dabei habe die SOKO Glücksspiel im Vorjahr mehr als 2200 Glücksspielapparate aus dem Verkehr gezogen - doppelt so viele wie 2014.
Es werde immer schwierige, die richtigen "Spielhöllen" auszuheben, da ein nicht unerheblicher Teil der illegalen Glücksspielautomaten mittlerweile in Lokalen betrieben werde, die nicht ohne weiteres frei zugänglich seien - etwa in Kulturvereinen oder Sportwetten-Lokalen, die als Club betrieben werden.
Dennoch sinkt die Anzahl der illegal betriebenen Glücksspielautomaten: Laut der von KFP durchgeführten Großzählung im März 2016 werden österreichweit 2.986 Glücksspielautomaten ohne Bewilligung betrieben. 2015 waren es noch um rund 300 mehr. Die meisten dieser Geräte stehen in Salzburg (653), gefolgt von der Steiermark (588) und Tirol (502). In Wien sank die Zahl nach dem "Automatenverbot" von 640 auf nunmehr 433 illegale Automaten.