Der Chef der Banken- und Versicherungssparte der Wirtschaftskammer, Franz Rudorfer, hat sich jetzt zur Debatte über die Bankomatgebühren geäußert: "Es erlaubt sein, darüber nachzudenken", sagt Rudorfer. "Hinter dem Bankomatbetrieb stehen Dienstleistungen. Österreich hat eines der dichtesten Netze in Europa." Es gehe etwa um die nötige Sicherheit beim Geldautomat und dessen durchgängigen Betrieb. Hinter dem Bankomaten stehe ein ganzes Paket an weiteren Konto-Dienstleistungen, das hierzulande im Vergleich sehr günstig sei.

Auch die Raiffeisen Bank denkt über das Einführen von Bankomatgebühren nach. In Tirol und Salzburg müssen Raiffeisenkunden bereits zahlen, wenn sie bei fremden Bankomaten Geld abheben.

In Oberösterreich hat Raiffeisen 600 Bankomaten. Der Betrieb von Bankomaten (samt Abschreibungen) kostet die Banken  viel Geld. Branchenschätzungen, die im Schnitt von 5000 bis 8000 Euro pro Jahr und Automat ausgingen, sind für Heinrich Schaller, Vorstand von Raiffeisen Oberösterreich noch zu tief gegriffen. Die Banken erbrächten Dienste und Leistungen, und generell sollte jeder in der Lage sein, dafür Gebühren und Provisionen zu verlangen. Da dürften Banken nicht anders gesehen werden wie jedes andere Unternehmen.

Für den Vorstandsvorsitzenden Wilfried Hopfner ist es sogar "sehr wahrscheinlich", dass Bankomatgebühren kommen werden.

Kein Tabu mehr

"Aktuell nicht auf der Agenda", heißt es aus der Bank Austria. Sparkassenverbandschef Fabisch meint, der Bankomat habe die beste Zeit ohnehin schon hinter sich. Dank Kartenzahlungen und Onlinebanking würden Bargeldabhebungen am Bankomat sicher nicht zunehmen. Dass es auf die Abschaffung des Bargelds hinausläuft, wird aber bestritten.

Befeuert wurde die Gebührendebatte durch einen dramatisch gewordenen Druck auf die Zinsmargen und die anhaltend schwache Wirtschaft. Die Banken denken deshalb über neue Einnahmequellen nach. Ende letzten Jahres hatte bereits Notenbankdirektor Andreas Ittner Bankomatgebühren thematisiert.

Bankomatservice ist teuer

Für die Banken ist der Bankomatendienst eine durchaus teure Angelegenheit. In der Branche werden die Kosten pro Jahr (Abschreibung, Befüllung, Entleerung Wartung, Versicherung) auf etliche tausend Euro pro Automat beziffert. Fazit sei: Defizitäre Automaten würden einfach nicht mehr ersetzt. Und wenn es keine Gebühren geben dürfe, würden eben immer weniger Geräte da sein. Das sei in Einkaufsstraßen in Wien kein Problem, wohl aber in Gemeinden am Land. In ganz Europa müssen die Kunden fürs Geldabheben am Geldautomaten zahlen, etwa in der Schweiz, in Italien und in Deutschland. In Österreich wird bisher nur nach einem internen Verrechnungsschlüssel vergebührt: Hebt ein Kunde beim Bankomat einer anderen Bank ab, zahlt die Bank des Kunden dafür an die andere Bank.

Insgesamt sehen die Sparkassen große Einschränkungen, an Gebührenschrauben zu drehen. Verbandschef Fabisch kritisierte am Donnerstag die EZB für ihre Zins- und Geldpolitik scharf. Die Weitergabe der Negativzinsen auf Einlagen ist bei Privatkunden untersagt, rein rechtlich könnte man diskutieren, ob man dies auf Gehaltskonten verrechnen dürfte. Auch Firmenkundeneinlagen will man möglichst verschonen. Dass deutsche Banken fürs Parken großer Einlagen von Unternehmungen eine Art "Lagerhaltungskosten" verrechnen wollten, hält Fabisch für eine "schräge Idee". Aber bei anhaltend niedrigen Zinsen könne er nicht ausschließen, dass sich die Banken "schützen" müssten, wenn ganz große Beträge bei ihnen geparkt würden. "Wir hoffen, dass es nicht nötig wird."

Kritik und Ablehnung

"Zuerst den Konsumenten die Bankomatkarte schmackhaft zu machen und dann eine Art Benutzungsgebühr einzuführen ist hinterhältig", kommentiert Team Stronach Konsumentenschutzsprecher Leo Steinbichler Überlegungen der Finanzinstitute, Gratisabhebungen bei nicht bankeigenen Bankomaten abzuschaffen. "Das wäre so als ob Tankstellen Tankgebühren einführen."

Dieses "Drehen an der Gebührenschraube" lehnt auch der Pensionistenverband vehement ab und wird diese zusätzliche, ungerechtfertigte Belastung der BankkundInnen "vehement bekämpfen", betont Dr. Harald Glatz, Konsumentenschutzsprecher des Pensionistenverbandes zur aktuellen Diskussion. "Österreich ist ohnehin schon ein 'Hochpreisland'.