Im weitverbreiteten Verschieben von Vermögen in Steueroasen sieht die Weltbank ein großes Risiko für den weltweiten Kampf gegen die Armut. Weltbank-Präsident Jim Yong Kim zeigte sich am Donnerstag in Washington "sehr besorgt" über diese Praktiken, wie sie durch die "Panama Papers" enthüllt worden sind. Er hob hervor, dass den Staaten dadurch Gelder für die Armutsbekämpfung vorenthalten würden.

Die Steuerflucht und andere Finanzflüsse in Steuerparadiese könnten "einen enormen negativen Effekt auf unseren Auftrag haben, die Armut zu beenden und den Wohlstand zu befördern", sagte Kim im Vorfeld der am Freitag beginnenden Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF). Es zeichnete sich ab, dass die "Panama Papers" in den Beratungen der 189 Mitgliedstaaten beider Organisationen eine zentrale Rolle spielen werden.

Transparente Steuerpolitik gefordert

Angesichts der Enthüllungen in den "Panama Papers" hat IWF-Chefin Christine Lagarde weltweit eine transparentere und integriertere Steuerpolitik angemahnt. "Steuern werden noch immer als das lokale Problem souveräner Staaten angesehen", sagte sie am Donnerstag zum Auftakt der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington. "Das muss auf den Prüfstand", betonte die Französin. "Wir werden bei diesem Prozess unseren Part übernehmen."

Die Enthüllungen haben weltweit Steuerfahnder und Politiker auf den Plan gerufen. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der an der Tagung in Washington teilnehmen wird, hat einen Aktionsplan zur weltweiten Bekämpfung der Steuerhinterziehung vorgelegt und will dafür um Zustimmung werben.

Auch Weltbank-Präsident Kim plädierte für weltweit größere Transparenz, um Steuerhinterziehung und Geldwäsche zu bekämpfen. Er richtete eine Warnung direkt an alle, die in solche Praktiken verwickelt sind. Die Welt werde "immer transparenter" werden: "Deshalb würde ich nur sagen, seid sehr vorsichtig."

Panama Papers

Ein weltweites Recherchenetzwerk hatte enthüllt, wie die panamaische Finanzkanzlei Mossack Fonseca dutzenden Spitzenpolitikern, Sportstars und anderen Prominenten durch Briefkastenfirmen erlaubte, Vermögen in Steueroasen zu verschieben.

Das Steueroasen-Modell ist zwar nicht per se illegal. Briefkastenfirmen können allerdings für die illegale Steuerhinterziehung oder Geldwäsche genutzt werden. Laut den "Panama Papers" wurden die Dienste von Mossack Fonseca auch von Menschen aus dem Umfeld von Mafiabanden, Terrorgruppen und aus sanktionierten Staaten in Anspruch genommen.

Steueroasen werden auch von US-Konzernen in großem Stil genutzt. Nach einem aktuellen Bericht der US-Sektion der Hilfsorganisation Oxfam haben die 50 größten US-Unternehmen, darunter Apple, Wal-Mart und General Electric, in den Jahren 2008 bis 2014 insgesamt 1,4 Bill. Dollar (1,2 Bill. Euro) in Steuerparadiesen geparkt.

Die Riesensummen seien durch ein "obskures und geheimes" Netzwerk in 160 Filialen geschleust worden, heißt es in dem Bericht. Im selben Zeitraum seien diese Unternehmen die größten Nutznießer von US-Steuergeldern gewesen. Elf Billionen Dollar seien in Form von Darlehen oder direkten Subventionen an sie geflossen.rg/explore/research-publications/broken-at-the-top )