Die Bank Austria hält an der geplanten Übersiedlung von rund 3.300 Mitarbeitern ins staatliche Pensionsversicherungssystem (ASVG) fest. Erster Stichtag dafür ist laut Betriebsvereinbarung Anfang nächster Woche. Am 29. Februar (Montag Mitternacht) wechseln die Leute zur Gebietskrankenkasse. Von dem Transferplan lässt sich auch der ab 1. März amtierende neue Bankchef Robert Zadrazil nicht abbringen.
"Wir gehen davon aus, dass das funktioniert. Wenn nicht, müssten wir die Lage neu bewerten und andere Maßnahmen finden, um noch effizienter werden", sagte Zadrazil am Freitag.
Der Pensionsdeal der österreichischen UniCredit-Tochter ist weithin umstritten, Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) hat erklärt, dieser Transfer ins staatliche Pensionssystem sei ohne einen vorherigen Gesetzesbeschluss unzulässig. Da die Bank beim Übertrag als "Mitgift" nur 7 Prozent des Letztgehalts zahlen will - wie im Gesetz vorgesehen -, der reguläre Pensionsversicherungsbeitrag für alle ASVG-pflichtigen aber bei 22,8 Prozent liegt, sehen von einzelnen Bankbeschäftigten beauftragte Arbeitsrechtler sowie Oppositionspolitiker eine verbotenen Beihilfe. Was von der Bank zurückgewiesen wird. Sie hält die hitzige öffentliche Debatte für unsachlich.
"Konditionen sind im Gesetz vorgegeben"
"Die Konditionen und Formeln sind im Gesetz vorgegeben", sagte Zadrazil heute. Deshalb würde über diesen Beitragssatz auch nicht verhandelt. "Wir machen die Gesetze nicht, wir halten uns nur daran". Dass der Sozialminister selbst die entsprechende Gesetzespassage nicht für die Bank Austria anwendbar wertet, stehe dem Minister zu, befindet der neue Bankchef. Zadrazil löst am Dienstag Willibald Cernko an der Vorstandsspitze ab.
"Wir haben eine klare rechtliche Grundlage, jede Menge Gutachten, die unsere Vorgangsweise unterstützen, und außerdem eine Jahrzehnte geübte Verwaltungspraxis im Land", sagte Zadrazil. Jedes Jahr werde "tausendmal" dieses Gesetz angewandt.
Was passiert, wenn der Staat den Deal tatsächlich untersagt? "Das kann man nie ausschließen", räumt Zadrazil ein. "Wenn es hier ein neues Gesetz gibt oder andere Maßnahmen, werden wir das neu bewerten, wie damit umzugehen ist."
Kein Verkauf der Retailsparte
Die Übertragung von 3.300 der rund 9.300 inländischen Beschäftigten ins ASVG-System sei "eine Maßnahme von einem Gesamtbündel". Ein ganzes Paket an Maßnahmen ist geschnürt, um die Kosten-Ertragsrelation bis 2018 von derzeit 80 auf 60 zu drücken. Dabei gehe es nicht bloß darum, das Privatkundengeschäft bis 2018 ins Verdienen zu bringen, sondern die gesamte Bank neu auszurichten. Für Zadrazil eine "einmalige Chance".
UniCredit führte im Herbst das Bank Austria-Retailgeschäft in Österreich eine Zeit lang nicht mehr als Kerngeschäft, damals wurde ein Verkauf dieser Sparte geprüft. Ein Angebot von BAWAG/Cerberus stand im Raum. Dann fiel die Entscheidung, die Sparte zu behalten, hausintern zu straffen und zu sanieren. "Es gibt keinen anderen Plan", so der neue Bankchef heute. Nachsatz: Die Bank Austria bzw. die Retailsparte werde auch nicht für spätere Verkäufe "behübscht".
Die Retailsparte zähle wie das Private Banking, Firmenkunden und internationale Großkunden zu den vier Kernsparten. Letztere drei sollen ihre Marktführerschaft ausbauen. Im übrigen, so Zadrazil, werde die Bank Austria auch nach der heurigen Abspaltung der Zentral/Osteuropasparte mit dann rund 110 Mrd. Euro Bilanzsumme weiter mit Abstand größte Bank im Österreich-Geschäft sein.
Sparvorgaben bis 2018
Derzeit werden die Ostbanken für den Übertrag (Abspaltung) auf UniCredit bewertet. Fest stehe, dass die Kapitalquoten der künftigen Bank Austria höher sein würden. Dass es nach den aktuellen bis 2018 geltenden Sparvorgaben über kurz oder lang weitere Einschnitte geben muss, verneint der Banker. Die Neuaufstellung werde dennoch auch 2020 noch nicht abgeschlossen sein.
"Natürlich ist uns bewusst, dass es nach der Phase im Herbst bei Mitarbeitern und Kunden Unsicherheiten gibt", so Zadrazil. Er ist sich sicher, dass das Vertrauen schnell wieder zurückgewonnen wird. Die Einschnitte im Filialnetz verteidigt er. Kleinstfilialen könnten schon bei den Öffnungszeiten nicht das aufbieten, was in der modernen Finanzberatung nötig seien. Über die bankeigene "Onlinefiliale" seien heute 250 Betreuer im Netz, so viele wie in 50 Kleinstfilialen.