Die Europäischen Zentralbank (EZB) hatte im März 2015 begonnen, Staatsanleihen der Euro-Länder aufzukaufen. EZB-Chef Mario Draghi will damit Banken dazu bewegen, weniger in Anleihen zu investieren. Stattdessen sollen sie der Wirtschaft mehr Kredite gewähren, was die Konjunktur anschieben und die nach EZB-Sicht aktuell unerwünscht niedrige Inflation im Währungsraum anheizen würde.
Jetzt könnte die EZB mit dem Anleihen-Kaufprogramm aber bald in Engpässe geraten. Den Experten zufolge drohen den Währungshütern am Markt die Titel auszugehen.
"Die Knappheit an Bonds betrifft am meisten (deutsche) Bundesanleihen und man muss eine Lösung finden. Sonst wird das Programm Probleme bekommen", schätzt etwa UniCredit-Stratege Luca Cazzulani.
Länder-Limits bald erreicht
Noch schwieriger könnte es für die EZB nach Einschätzung des Bankhauses ABN Amro werden, sollten die Euro-Wächter beschließen, die monatlichen Käufe von 60 auf 70 Milliarden Euro aufzustocken. Ihren Berechnungen zufolge würden sie dann in Deutschland und Finnland das Länder-Limit von 33 Prozent bereits vor dem voraussichtlichen Programm-Ende im März 2017 erreichen.
Bisher dürfen bis zu 33 Prozent der ausstehenden Anleiheschulden eines Landes erworben werden. Auch pro Titel gilt ein selbstgesetztes Limit von 33 Prozent. Zwar dürfen die Notenbanken auch Bonds mit negativer Rendite kaufen. Diese darf aber nicht niedriger sein als der aktuelle Einlagenzins, der bei minus 0,3 Prozent liegt.
DZ-Bank-Analyst Hendrik Lodde zufolge könnte die EZB Mitte 2017 in Deutschland an ihre selbst gesteckten Obergrenzen für die Bond-Käufe stoßen. In Portugal könnte das schon etwas früher geschehen. Dabei legt Lodde zugrunde, dass die EZB am bisherigen monatlich Kaufvolumen festhält.