Die französische Ex-Finanzministerin Christine Lagarde steht vor einer zweiten Amtszeit an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF). Es gebe keinen Gegenkandidaten, sagte eine IWF-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Die Frist für Nominierungen war am 10. Februar abgelaufen.
Lagardes erste Amtszeit endet am 5. Juli. Die endgültige Ernennung für eine zweite Amtszeit soll bis Anfang März abgeschlossen sein.
"Umsichtig und erfolgreich"
Die Französin hatte bei ihrer Nominierung die Unterstützung der deutschen Regierung. "Frau Lagarde war in den schwierigen Zeiten nach der Finanzkrise eine umsichtige und erfolgreiche Krisenmanagerin, die ganz wesentlich zu dem hohen Ansehen des IWF beigetragen hat", hieß es aus dem Finanzministerium in Berlin.
Lagarde steht als geschäftsführende Direktorin seit 2011 der Institution vor, die mit ihren Krediten vor allem hoch verschuldeten Ländern aus Finanzengpässen hilft. In Europa tritt der IWF vor allem als Teil der sogenannten Troika gemeinsam mit EU und Europäischer Zentralbank in Erscheinung. Von 2000 bis 2004 hatte der spätere Bundespräsident Horst Köhler den Fonds geleitet.
Proteste gegen IWF-Politik
Dem IWF gehören 188 Länder an. Deutschland ist nach den USA und gemeinsam mit Japan einer der größten Anteilseigner. Der Währungsfonds war zuletzt vor allem in der Griechenland-Krise in die Schlagzeilen geraten. Viele Griechen protestieren gegen die Politik aus Washington und werfen dem IWF vor, zu harte Bedingungen für die Gewährung von Krediten zu stellen.
Lagarde hatte in jüngster Zeit vor allem vor einer zu frühen Straffung der Zinspolitik in den USA gewarnt. Dies könne Schwellen- und Entwicklungsländer in Schieflage bringen.
Erste Chefin im IWF
Lagarde gilt als die Grand Dame der Finanzwelt. Dabei ist die Französin an den Schalthebeln der internationalen Finanzmacht als Frau eher eine Ausnahmeerscheinung. Lagarde ist seit 2011 und nach dem unrühmlichen Abgang ihres Landsmannes Dominique Strauss-Kahn die erste weibliche Chefin des Internationalen Währungsfonds.
In ihrer Funktion ist die Frau mit der grauen Kurzhaarfrisur zu einer der zentralen Figuren in der Euro-Schuldenkrise geworden. Vor allem in schuldengeplagten Ländern wird ihr Name nicht überall gern gehört. Viele Menschen in Griechenland aber auch anderen Ländern wie Irland werfen dem IWF unter Lagardes Führung vor, zu strikte Bedingungen für die Gewährung von Hilfskrediten zu stellen.
Lagarde gilt als gut vernetzte, geschickte Verhandlerin, als frühere Synchronschwimmerin ist ihr ein langer Atem eigen. Vor ihrer Laufbahn beim Washingtoner Weltwährungsfonds hatte sie sich als Anwältin einen Namen gemacht: Von 1999 bis 2004 leitete sie die US-Kanzlei Baker & McKenzie. In die Politik kam sie 2007, als der französische Präsident Nicolas Sarkozy die gelernte Juristin, Ökonomin und Amerikanistin auf den Posten der Wirtschafts- und Finanzministerin holte.
Konflikt mit französischer Justiz
Unangenehm dürfte für die zweifache Mutter eine Auseinandersetzung mit der französischen Justiz werden. Nach jahrelangen Ermittlungen soll sie nach dem Willen einer Untersuchungskommission vor Gericht - Grund ist eine undurchsichtige Zahlung an den Geschäftsmann Bernard Tapie während ihrer Amtszeit als Wirtschaftsministerin in Paris. Doch Lagarde hat schon angekündigt, dies anzufechten.