Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet damit, dass die meisten Asylberechtigten im Durchschnitt fünf bis sechs Jahre benötigen, bis sie am Arbeitsmarkt integriert sind. Befunde aus einem Sondermodul der Europäischen Arbeitskräfteerhebung von 2008 und anderen Quellen würden darauf hindeuten.

Zu den Arbeitsmarktergebnissen von Flüchtlingen liegen derzeit aber nur wenige Informationen vor, heißt es im kürzlich erschienenen OECD-Leitfaden "Erfolgreiche Integration - Flüchtlinge und sonstige Schutzbedürftige". Es würde auf jeden Fall "erhebliche Unterschiede" zwischen verschiedenen Ländern und Zuwandererkohorten geben. Es sei aber "nicht ungewöhnlich", dass Arbeitsmarktergebnisse von älteren Flüchtlingen und Kriegstraumatisierten deutlich länger hinter jenen anderer Zuwanderer zurückbleiben.

Unterschiedliche Bildung

"Zwar bringen viele humanitäre Migranten Kompetenzen mit, für die es am lokalen Arbeitsmarkt Verwendung gibt, ihr Bildungshintergrund ist jedoch - unabhängig von den Herkunfts- oder Aufnahmeländern - sehr unterschiedlich. Einem nicht unwesentlichen Anteil mangelt es an Grundkompetenzen, die für ein eigenständiges Leben in der Gesellschaft des Aufnahmelandes erforderlich sind", schreiben die Studienautoren.

OECD-Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2012 aus Ländern wie etwa Norwegen würden den Schluss nahe legen, dass die meisten Flüchtlingen wesentlich schneller einen Job finden, wenn umfassende Unterstützungsmaßnahmen zur Förderung der Arbeitsmarktintegration zur Verfügung stehen und wenn die Arbeitsmarktlage gut ist.

Auch die deutsche Bundesagentur für Arbeit (BA) geht davon aus, dass die Eingliederung von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt ein langwieriger Prozess sein wird. "Wenn es gut läuft, werden im ersten Jahr nach der Einreise vielleicht zehn Prozent eine Arbeit haben, nach fünf Jahren ist es die Hälfte, nach 15 Jahren 70 Prozent", hatte der neue BA-Vorstandsmitglied Detlef Scheele der "Süddeutschen Zeitung" (SZ, Montag-Ausgabe) gesagt.

Österreich etwas besser

Für den OECD-Migrationsexperten und Mitautor des Leitfadens, Thomas Liebig, sind die Zahlen der deutschen Bundesagentur für Arbeit durchschnittliche Zahlen für Europa. "In Österreich sah es in der Vergangenheit durchaus noch etwas besser aus als im europäischen Durchschnitt, weil natürlich auch in der Vergangenheit die Arbeitsmarktsituation in Österreich etwas besser war", sagte Liebig am Montagabend in der "ZiB 2". Ganz wichtig für die Arbeitsmarktperspektive sei, dass es so rasch wie möglich Integrationsmaßnahmen für Asylbewerber mit hoher Bleibechance und anerkannte Flüchtlinge gebe. Der Migrationsexperte empfahl Österreich die Asylverfahren zu verkürzen, weil anerkannte Flüchtlingen dann vollen Arbeitsmarktzugang haben.

"Ob sich humanitäre Migranten in vollem Umfang in die Volkswirtschaft und Gesellschaft der Aufnahmeländer einbringen können oder nicht, hängt in hohem Maße davon ab, wie gut die integrationspolitischen Maßnahmen konzipiert sind und umgesetzt werden und ob sie die Herkunftsländer, den Bildungshintergrund und die familiäre Situation der Flüchtlinge berücksichtigen", heißt es im OECD-Bericht.