Gerade erst schien sich die größte Aufregung um den harten Sparkurs bei der Bank Austria zu legen, da kommt die überraschende Neuaufstellung der Bankspitze. Willibald Cernko (59) tritt als Vorstandschef ab. Sein Vertrag war erst letztes Jahr wieder verlängert worden. Neuer Chef ist ab März Robert Zadrazil (45), bisher Vorstand für das Private Banking. Nun verantwortet er alle großen "Baustellen".
Harter Sparkurs
Cernko war seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Großbank. Von den neu aufgelegten Sparvorgaben der italienischen UniCredit ist die Bank Austria konzernweit am stärksten betroffen. Mehr als 300 Millionen Euro muss die Bank Austria in den nächsten drei Jahren sparen.
Zukunftshoffnung im Konzern
Zadrazil wurde im Konzern schon seit Jahren als "Zukunftshoffnung" gehandelt. In der Bank ist auch von einem "Generationenwechsel" die Rede: Federico Ghizzoni, Chef der Bank Austria-Mutter UniCredit, erhofft sich von dem Wechsel an der Spitz in Wien einen "fundamentalen Impuls" für den Neustart der Bank Austria. Die Ernennung des neuen CEO markiere den Beginn eines "Generationswechsels" bei der Bank, betont Ghizzoni.
Aufsichtsratschef Erich Hampel erklärte, mit Zadrazil habe man den "richtigen Mann gefunden". Der gebürtige Wiener führt als Vorstand seit September 2011 die Division Private Banking der Bank Austria.
Dass die Bank Austria heuer ihre von Wien aus gemanagten Ostbankbeteiligungen an die Konzernmutter in Mailand abgeben muss, war keine besondere Überraschung. Damit verliert sie ihren wichtigsten Ertragsbringer. Das kostet sie auch den Status als größte Bank Österreichs. Bis Ende des heurigen Jahres soll die umfangreiche Ostbankensparte von direkt unter das Konzerndach der Mailänder UniCredit wandern.
Ins Mark getroffen hatte Manager und Mitarbeiter allerdings, dass UniCredit voriges Jahr das ganze österreichische Privatkundengeschäft (Filialsparte) zur Disposition stellte: Entweder Verkauf oder dramatischer Rückbau - das stand zur Wahl.
Schließungswelle in der Filialsparte
Ein Verkauf der österreichischen Sparte konnte abgewehrt werden, für die neue Schließungswelle in der verlustbringenden Filialsparte und die Umsetzung weiterer Kostenschnitte (Stichwort Dienstrecht) sollten die Verhandlungen jetzt im Detail starten. Cernko hatte offen eine Filialsparten-Sanierung aus eigener Kraft favorisiert. Für den Fall, dass die Bank ihr breites heimisches Privatkundengeschäft mit ein paar tausend Beschäftigten im Land hätte aufgeben müssen, hatten Eingeweihte jedenfalls mit Cernkos Rücktritt gerechnet.
Dass am Montag dennoch die Demission per Ende Februar und gleich der Nachfolger bekannt gegeben wurde, kam für viele unerwartet. Der Vorstandsvertrag von Noch-Generaldirektor Cernko in der Bank Austria in Wien wäre bis Herbst 2018 gelaufen. In der Finanzbranche gilt es als wahrscheinlich, dass Cernko seine Berufslaufbahn noch nicht als abgeschlossen ansieht.