Im Untreueprozess gegen den Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger am Landesgericht Klagenfurt um den Kauf der kroatischen Insel Jakljan hat am Montag der ehemalige Unternehmer Goran Strok als Zeuge ausgesagt. Für ihn soll Striedinger im Jahr 2005 ohne Sicherheiten einen Millionenkredit organisiert haben. Hier zu sitzen sei der "Schock seines Lebens", erklärte Strok, der nun im Ruhestand ist.
"Wenn Sie Jakljan gesehen hätten - es war unglaublich, ein Traumprojekt", sagte Strok über die Insel in der Nähe von Dubrovnik. Es wäre ein phänomenales Geschäft gewesen, denn das Grundstück sei ein Mehrfaches des Kaufpreises von sechs Millionen Euro wert gewesen.
Strok sagte, der frühere US-Botschafter in Serbien, Bill Montgomery, habe ihm vorgeschlagen, Jakljan zu kaufen. Angeboten wurde es von Serbien, im Grundbuch stand jedoch Kroatien. Aber Montgomery habe ihm gesagt, die Übertragung in serbisches Eigentum mit dem "Annex G" sei entweder schon erfolgt oder stehe unmittelbar davor. Auch als sich in dieser Sache nichts tat, habe ihn Montgomery überredet, daran festzuhalten. Die Übertragung ist aber nie erfolgt.
Über diese Eigentumsproblematik sei diskutiert worden, auch mit Striedinger, so Strok. "Wir haben in dem Glauben darüber gesprochen, dass es gelöst wird". Niemand habe angenommen, dass ein Staat ein Grundstück anbieten würde, das nicht in seinem Besitz sei, führte er aus. Er habe damit gerechnet, in zwei, spätestens drei Jahren ins Grundbuch zu kommen. Im Kreditvertrag stand jedoch eine Frist von 90 Tagen für die Eintragung des Titels.
Strok meinte auch, rückblickend müsse er feststellen, dass Montgomery der einzige sei, der an dem Projekt verdient habe. Dessen Firma habe 400.000 Euro an Erfolgshonorar und für Auslagen erhalten, sagte Strok. Er warf Montgomery, der in einer Aussage behauptete hatte, Strok habe nie Eigenkapital besessen, vor zu lügen. Der US-Amerikaner sei in seinem Unternehmen nie in der Position gewesen, Einblick in Finanzunterlagen nehmen zu können.
Die Hypo sei für ihn bei diesem Deal als Finanzierungspartner an erster Stelle gestanden, weil sie alle großen Projekte, die er in Kroatien verwirklicht habe, finanziert hätte, erläuterte er. So habe er Striedinger kontaktiert, sobald er erfahren hatte, dass Serbien die Insel verkaufen wolle. Er habe sich mit seinen Projekten in erster Linie an Striedinger gewandt, habe aber mit allen Personen in der Führungsebene der Hypo Kontakt und ein gutes Einvernehmen gehabt.
Ob über Sicherheiten, die er, Strok, für das Projekt Jakljan, hätte aufbringen sollen, gesprochen worden sei, fragte Richterin Ute Lambauer. Darauf antwortete der Zeuge, die Hypo sei 30-Prozent-Eigentümer seines 100-Millionen- Euro-Unternehmens gewesen. Diesen Anteil habe er als ausreichende Garantie gesehen, daher seien weitere Sicherheiten auch kein Thema für ihn gewesen. Striedinger hatte in seiner Einvernahme erklärt, Strok habe ihm angeboten, persönlich zu haften. Diese Aussage bestätigte Strok. Es gibt allerdings kein Schriftstück darüber.
Weiters sagte Strok, Striedinger habe vorgeschlagen - wahrscheinlich aufgrund des hohen Obligos, das die Strok-Gruppe bei der Hypo gehabt habe - dass das Projekt Jakljan über Montgomery abgewickelt werden sollte. Dieser habe aber abgelehnt.
Die Hauptverhandlung wurde am Nachmittag fortgesetzt.